Niendorf Militante G-8-Gegner als Täter vermutet - Staatsschutz ermittelt

Hamburger Abendblatt 24. Februar 2007

Brandanschlag auf Dussmann-Autos

Vier Lieferfahrzeuge des Dienstleisters brannten am Freitagmorgen gegen 3.20 Uhr auf dem Parkplatz einer Seniorenresidenz aus.

Von Özlem Topcu

Es war etwa 3.20 Uhr Freitagmorgen, als der Sicherheitsmann, der an der Rezeption der Seniorenresidenz Kursana in Niendorf saß und auf dem Parkplatz vor der Residenz Feuerschein bemerkte: An verschiedenen Stellen auf dem Parkplatz vor dem Haus brannten Autos. Vier Renault Kangoo standen in Flammen. Sofort rief er Polizei und Feuerwehr. Obwohl die das Feuer schnell im Griff hatten, waren die Autos total zerstört. Ermittler gehen von einem gezielten Brandanschlag aus. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Ein politischer Hintergrund gilt als sehr wahrscheinlich. Selbst wenn es in diesem Fall nach ersten Ermittlungen weit hergeholt erscheint, vermuten sie militante G-8-Gegner hinter der Attacke.

Nur einen Monat nach dem Anschlag auf das Haus und das Auto zweier Topmanager von ThyssenKrupp in Hamburg und etwa zwei Monate nach dem Anschlag auf das Haus und das Auto von SPD-Staatssekretär Thomas Mirow (wir berichteten), trifft es dieses Mal das Dienstleistungsunternehmen Dussmann, dem die vier Lieferwagen gehören. Ob der Anschlag gegen die Fahrzeuge der Firma, die zu den weltweit führenden Dienstleistungsunternehmen gehört, im Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm steht, ist derzeit nicht hundertprozentig klar. Aber: Laut einem Bericht der "Berliner Morgenpost" war das Unternehmen, zu dem neben der Seniorenresidenz Kursana, einem großen Gebäudereinigungs- und Cateringservice auch das Kulturkaufhaus in Berlin gehören, in der Vergangenheit schon mehrmals Ziel linksextremistischer Anschläge.

Laut dem Bericht soll es Dezember 2006 einen Anschlag auf den Hauptsitz von Dussmann in Berlin gegeben haben, April 2004 einen Anschlag auf das Kulturkaufhaus. Grund: Dussmann beliefert Asylantenheime mit Essen und verdiene so an der "rassistischen" Asylgesetzgebung der Bundesrepublik, so die Logik der Bekenner. Außerdem liefert Dussmann das Essen für die Abgeordneten des Bundestages in Berlin. Das Unternehmen ist wirtschaftlich sehr erfolgreich und beschäftigt weltweit mehr als 50 000 Mitarbeiter. Peter Dussmann (68), Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Firma, äußert sich nicht zu dem Vorfall in Hamburg - er befindet sich im Ausland. Eine Verbindung zum G-8-Gipfel habe die Firma nicht, sie werde auch kein Essen liefern: "Wir gehen von Vandalismus aus", sagt Dussmann-Sprecherin Michaela Mehls. Auch der Vorfall 2006 wird nicht als Anschlag gesehen: "Es handelte sich um eine Demo vor unserem Hauptsitz", so Mehls auf Anfrage des Abendblatts. Ein Bekennerschreiben lag Freitag noch nicht vor.