G8 - Eine Einführung

1990 hielten die G7 ihr Treffen in London ab. Es fand statt, ohne dass irgend etwas passierte. Es gab weder Proteste noch "rote Zonen". Acht Jahre später in Birmingham gab es 400 verschiedene soziale Bewegungen aus der ganzen Welt, die unter dem Namen Peoples' Global Action (PGA, http://www.agp.org) den lokalen Widerstand gegen die globalen Probleme vernetzten und gemeinsam mit 50.000 Menschen anderen Menschen Widerstand gegen das G8-Treffen leisteten.

2005 kommen die G8 wieder nach Großbritannien...Vom 6.-8. Juli wird ihr Gipfel stattfinden im Gleneagles Hotel in Perthshire, Schottland (ca. 60km nördlich von Edinburgh). Während dieser Zeit sollen verschiedene Aktionen stattfinden, vor Ort und weltweit.

Seit dem Sommer 2003 sind Leute dabei, darüber zu diskutieren, wie Widerstand gegen diesen Gipfel aussehen kann. Ein Netzwerk aus lokalen Gruppen und Einzelpersonen hat sich gebildet, das sich Dissent!Network nennt (siehe auch: http://www.dissent.org.uk). Dieses Netzwerk versteht sich als Teil einer globalen Bewegung. Einfach nur einen Aktionstag zu veranstalten, auf den Leute gehen, ohne ihre Einschätzungen und Ideen einzubringen, wäre eine verpasste Chance. Stattdessen soll mit anderen Menschen aus Europa und der ganzen Welt zusammengearbeitet und diskutiert werden, um zu entscheiden was wir - als eine globale Bewegung- aus dieser Bewegung machen wollen.

So wurde auch auf der PGA-Konferenz in Belgrad im Juli 2004 und auf dem European Social Forum im Oktober 2004 weiter über Strategien und Pläne geredet. Dissent! veranstaltet außerdem alle zwei Monate Treffen an verschiedenen Orten in Großbritannien. Für Ende Februar ist ein internationales Vernetzungstreffen in Tübingen geplant.

Auch im deutschsprachigen Raum beginnt die Mobilisierung langsam. Für uns ist das Aufbauen von Netzwerken und die Gespräche über Zielvorstellungen und Aktionsformen auch wichtig vor dem Hintergrund, dass bereits 2 Jahre nach dem Gipfel in Schottland das G8-Treffen in Deutschland stattfinden soll!

Bei der Mobilisierung stellen sich viele Fragen, die es zu klären gibt: Seit 1998 wurde gegen die Gipfel und Konferenzen der globalen Eliten in jedem Land Widerstand geleistet, in dem sie versuchten, sich zu treffen. Der Widerstand hat diese Institutionen erfolgreich delegitimiert und die sozialen Bewegungen, die gegen sie kämpfen, gestärkt. Aber was bedeutet das? Wie können wir weiterhin so Widerstand leisten und radikalen sozialen Wandel einfordern, dass mehr als ein Tag mit spektakulären Aktionen und noch mehr Repression dabei herauskommt?

Durch die globalen Anti-Gipfel-Mobilisierungen wurden verschiedene Kämpfe verbunden, die sich mit gemeinsamen Themen befassen. Allmählich hat sich durch diese Mobilisierungen eine globale "Bewegung der Bewegungen" entwickelt, die in vielen Bereichen in der Vergangenheit ohne Beispiel ist. Aber wie machen wir von da weiter? Schaffen wir es, von der Rolle der "Anti-Globalisierungs-AktivistInnen" wegzukommen, die immer mehr von uns erwartet wird? Wir möchten, dass sich unsere Vorstellungen und Aktionsformen ständig weiterentwickeln.
Wir müssen die Möglichkeit nutzen, auf den europäischen und weltweiten Treffen von AktivistInnen über unsere Erfahrungen zu diskutieren, die wir im Laufe der letzten paar Jahre, in denen es Aktionen gab, gesammelt haben.

Dies ist ein Aufruf, aus unseren Erfahrungen und Erfolgen der Vergangenheit zu lernen; ein Aufruf, unsere derzeitige Position und Stärke einzuschätzen; ein Aufruf, zusammen zu diskutieren und Strategien zu entwickeln; und ein Aufruf, eine passende Antwort darauf zu finden, dass sich nächstes Jahr in Europa die obersten RepräsentantInnen der mächtigsten Staaten der Welt treffen.