Protest gegen Billiglöhne? Brandanschlag in Hamburg

Shz 23. Februar 2007

Hamburg / sh:z - Die Autos: ausgebrannt. Der Schaden: 40 000 Euro. Globalisierungsgegner haben in Hamburg vier Autos in Brand gesetzt. Verletzt wurde niemand. Die Attentäter flüchteten unerkannt. Die Ermittler gehen von einem Anschlag aus, da die Renaults auf dem Parkplatz an verschiedenen Stellen abgestellt waren und offensichtlich gezielt ausgesucht wurden. "Wir vermuten einen politischen Hintergrund", sagt Polizeisprecher Ralf Meyer. Der Staatsschutz ermittelt.


Im Vorfeld des G8-Gipfels im kommenden Juni in Heiligendamm hatte es zuletzt mehr als ein halbes Dutzend Anschläge in Hamburg und Umgebung gegeben. Ein Bekennerschreiben für die jüngste Tat liegt noch nicht vor.

Dussmann betreibt in Niendorf das Alten- und Pflegeheim "Kursana Residenz", auf dessen Parkplatz die Autos in Flammen aufgingen. Eine Dussmann-Sprecherin zeigte sich verwundert. Ihr Unternehmen habe keine direkte Verbindung zum G8-Gipfel. Fahnder schließen nicht aus, dass die Täter gegen Billiglöhne im Pflegesektor protestieren wollten. An ihrem Firmensitz in Berlin war die Dussmann-Gruppe (50 000 Mitarbeiter weltweit) bereits einmal Ziel eines Anschlages linker Aktivisten geworden. Damals begründeten die Täter die Attacke damit, dass Dussmann Asylbewerberheime mit Essen beliefert.
In Hamburg hatten G8-Gegner im Januar die Häuser und Wagen zweier Vorstandsmitglieder von Blohm + Voss angegriffen. Im Bekennerschreiben übernahmen "Revolutionäre Anti-Militaristische AktivistInnen" die Verantwortung .

Obwohl das Bundeskriminalamt die Ermittlungen leitet und die Polizei per Sondergruppe gegen G8-Extremisten vorgeht, ist seit Jahren in Hamburg nicht ein einziger Täter ermittelt worden.

Markus Lorenz