Anschlag auf Dussmann-Gruppe

taz 24. Februar 2007

Unbekannte verüben Brandanschlag auf vier Fahrzeuge der Dussmann-Gruppe in Niendorf. Nach der Attacke auf Staatssekretär Thomas Mirow ist der Staatsschutz aktiv

Unbekannte haben in der Nacht zu gestern am Ernst-Mittelbach-Ring in Niendorf an vier auf einem Großparkplatz abgestellte Autos ein Catering-Unternehmens der Dussmann-Gruppe Feuer gelegt. Drei Autos gingen in Flammen auf, das vierte Fahrzeug wurde schwer beschädigt. Da die Wagen nicht direkt nebeneinander geparkt waren, gehen die Staatsschutz-Ermittler von gezielter Brandstiftung aus. “Ein politischer Hintergrund ist nicht auszuschließen”, sagt Polizeisprecher Ralf Meyer.

Ob die Sachbeschädigungen zu der Serie von Aktionen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm stehen, sei jedoch noch unklar. “Ein direkter politischer Hintergrund ist nicht offensichtlich erkennbar”, sagt Meyer. “Da müsste schon abstrus über mehrere Ecken gedacht worden sein.”

Die Dussmann-Gruppe ist jedoch laut ihrer homepage ein global operierender Konzern, bietet Sicherheitstechnik an und betreibt Bundeswehr-Kantinen.

Es wäre nicht die erste Sachbeschädigung im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel. So war Ende letzten Jahres der Mini-Cooper der Ehefrau von Finanzstaatssekretär Thomas Mirow vor seinem Haus in Winterhude angezündet worden, einen Monat später fackelten Unbekannte den Wagen eines Werftmanagers ab. Für die Aktion gegen Mirow übernahm die “AG Kolonialismus und Krieg in der militanten Anti G8-Gipfel-Kampagne” die Verantwortung.

Die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Mirow hat die Bundesan- waltschaft an sich gezogen und ein Verfahren wegen “Mitglied- schaft in einer terroristischen Vereinigung” (Paragraf 129a StGB) eingeleitet. Gleichzeitig gründete die Hamburger Polizei eine Sonderkommission, die sich mit den G8-Gegnern befasst. Durch das 129a-Verfahren kann die Polizei bei Verdachtsmomenten von Sondermaßnahmen wie Telefon-, Mail- und Handy-Überwachungen und -Ortungen sowie von Observationen Gebrauch machen, was sie nach taz-Informationen bereits auch rege tut. KAI VON APPEN