G8-Gegner in den Nordosten

Ostsee Zeitung 21. Februar 2007

Rostock plant, G8-Gegnern Flächen für Camps anzubieten. Areale in Dierkow, Toitenwinkel und Marienehe sollen ausgewählt sein

Stadtmitte Wenn sich im Juni die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten in Heiligendamm treffen, dann kommen auch zehntausende Globalisierungsgegner in die Region. Sie brauchen Platz zum Übernachten. Erklärtes Ziel der Hansestadt Rostock ist es, dafür Flächen anzubieten, erklärt Rathaussprecher Ulrich Kunze. „Dazu laufen gerade die Abstimmungen.“ Bis Ende März soll ein Konzept vorliegen.

Nach OZ-Informationen handelt es sich bei den vorgesehenen Flächen für die Demonstranten um den Landfahrerplatz in Toitenwinkel im Bereich Petersdorfer Straße, eine Fläche hinter dem Erdwall an der Dierkower Allee sowie den Sportplatz „An der Jägerbäk in Marienehe“. Im Gespräch ist zudem ein ehemaliges Schulgebäude, das abgerissen werden soll.

Die Standorte wollte Ulrich Kunze nicht bestätigen. „Entscheidungen sind noch nicht gefallen.“ Die Stadt geht aber davon aus, dass mehrere tausend Globalisierungskritiker untergebracht werden können. „Wir wollen auch für die Demonstranten eine weltoffene Stadt sein.“ Unklar ist allerdings noch, wie die Plätze finanziert werden, denn auch Dixi-Klos und die Entsorgung der Zeltplätze müssen bezahlt werden.

Gespräche bestätigt auch die Organisation Attac, die insbesondere Flächen zwischen Bad Doberan und Rostock sucht, aber auch Angebote in der Hansestadt begrüßen würde. „Wir haben aus praktischen Gründen natürlich Interesse daran, schnell an den Schauplätzen zu sein“, betont Peter Wahl von der bundesweiten Attac-Koordinierungsgruppe und bestätigt Gespräche mit den Verantwortlichen in Rostock. „Es gibt interessante und uninteressante Angebote“, erklärt er. Räume für Alternativveranstaltungen und ordentliche Möglichkeiten, ein Zelt aufzuschlagen, so Wahl, sorgen in jedem Fall schon im Vorfeld für ein besseres Klima. Das sieht auch der Planungsstab der Polizei so, betont eine Sprecherin. Die Ausweisung offizieller Camps werde ausdrücklich befürwortet.

Gerne hätten die Globalisierungsgegner eine größere Fläche am Werftdreieck oder den ehemaligen Schlachthof in Bramow in Beschlag genommen. Doch da dürfte die Stadt auf keinen Fall mitspielen. „Es geht darum, in dieser Zeit die Einschränkungen für die Rostocker so gering wie möglich zu halten“, betont Ulrich Kunze.

THOMAS NIEBUHR