Polizei rüstet sich für größten Einsatz der Geschichte

Financial Times Deutschland 21. Februar 2007

Wegen möglicherweise Tausender linker wie rechter Gipfelgegner muss sich die Polizei beim G8-Treffen in Heiligendamm auf einen schwierigen Einsatz vorbereiten. Die Einsatzkräfte gehen vom größten Einsatz aller Zeiten aus.

Der Chef der Landespolizei Schleswig-Holstein, Wolfgang Pistol, schloss nicht aus, dass sich wegen des großen Polizeiaufgebots in Mecklenburg-Vorpommern Protestveranstaltungen auch nach Berlin verlagern. Während des Gipfels vom 6. bis 8. Juni in Heiligendamm werden neben den Staatsgästen zehntausende Globalisierungskritiker erwartet.

Das Kempinski Grand Hotel in Heiligendamm soll zum G8-Gipfel zur Festung werden
Pistol sagte in Kiel, der G8-Gipfel mache einen einmalig großen und schwierigen Einsatz erforderlich. “Das Aufgebot an Polizisten wird alle bisherigen Dimensionen übertreffen und deutlich größer sein als bei der Fußball-WM und beim Bush-Besuch im vergangenen Jahr”, sagte er. Schleswig-Holstein wird zwischen dem 21. Mai und dem 10. Juni insgesamt 1000 Beamte zur Unterstützung nach Mecklenburg-Vorpommern schicken.

Auch Neonazis wollen gegen den G-8-Gipfel im Ostseebad Heiligendamm im Juni demonstrieren. Rechtsextreme Gruppen hätten vor dem Treffen der Regierungschefs der acht stärksten Industrieländer bislang vier Protestveranstaltungen angemeldet, teilte der Bundestag am Mittwoch mit. Aus dem linken Spektrum werden mehrere zehntausend Demonstranten erwartet.

Drei Demonstrationen würden von der NPD organisiert, teilte der Bundestag weiter mit. Die rechtsextremen Gruppen würden unter anderem die hohen Kosten des G8-Gipfels im Gegensatz zur wirtschaftlich schlechten Lage einiger Bundesländer thematisieren. In Internetforen diskutierten Neonazis zudem mögliche Kooperationen mit Linksextremen sowie unauffälliges Zustoßen zu deren Kampagnen. Rechtsextremisten arbeiteten auch an Strategien, mit denen sie den Gipfel zumindest behindern, wenn nicht zerschlagen könnten.

Zu dem Gipfel hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeladen, da Deutschland im laufenden Jahr die Präsidentschaft der Gruppe der acht stärksten Industrieländer (G8) innehat. Die überwiegende Mehrzahl der Kritiker plant den Angaben zufolge friedliche Protestaktionen gegen das Gipfeltreffen. Globalisierungsgegner der Organisation Attac erwarten rund 50.000 Demonstranten.