Zum G-8-Gipfel drohen Anschläge von Islamisten

Berliner Morgenpost vom 25. Januar 2007

Staatstreffen an der Ostsee - Nazis wollen sich unerkannt unter linke Protestierer mischen
Von Jan Rübel

BKA-Chef Jörg Ziercke

Foto: dpa

Berlin - Die Polizei rechnet zum Treffen der Staats- und Regierungschefs der G-8-Staaten im Ostseebad Heiligendamm mit Anschlägen. "Das Bundeskriminalamt beobachtet die Mobilisierung gegen den Gipfel intensiv", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke der Morgenpost. Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei, erwartet zum Anfang Juni beginnenden Gipfel zahlreiche Gewalttaten. "Man muss davon ausgehen, dass es zumindest Brandanschläge geben wird", sagte er der Morgenpost.

In Heiligendamm soll ein mit Nato-Draht bewehrter Zaun Protestierende fernhalten. Die Behörden rechnen mit bis zu 100 000 linken Demonstranten, die gegen den "neoliberal globalisierten Kapitalismus" protestieren wollen, wie es im Aufruf des Blockade-Netzwerks Block G 8 heißt. Die Organisatoren rufen zu gewaltlosen Aktionen auf; dennoch rechnen Sicherheitskreise mit einem sehr kleinen Kreis, der im Schatten der Massenproteste Gewalttaten plant.

Doch auch religiöse Fanatiker und Rechtsextremisten richten ihr Augenmerk auf den Gipfel. "Ohne dass uns hierzu konkrete Hinweise vorliegen, muss aufgrund der Teilnehmerstaaten und der hochrangigen Persönlichkeiten zudem davon ausgegangen werden, dass die Veranstaltung auch im Zielspektrum islamistischer Täter liegen könnte", sagte Ziercke. Und: Nach Informationen der Morgenpost mobilisieren Neonazis gerade im Internet, um gegen den Gipfel vorzugehen.

In einschlägigen Chats diskutieren Rechtsextreme aus dem Umfeld der gewaltbereiten und neonazistischen "freien Kameradschaften", wie sie sich gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs engagieren sollen. Unter der Parole "G 8 2007 rocken" rufen sie zu Protesten auf. Allerdings nicht zu eigenständigen: Die Neonazis wollen sich in die linken Massenproteste einreihen.

"Wir haben doch das gemeinsame Ziel, den G-8-Gipfel zu zerschlagen oder wenigstens zu behindern", schreibt ein Chat-Teilnehmer im rechtsextremen Internet-Forum Freier Widerstand. "Um Gewalttaten seitens der Antideutschen vorzubeugen", warnt ein anderer Chat-Teilnehmer mit Blick auf die linken Demonstranten, "sollten wir schon auf diese szenetypische Kleidung verzichten." Sprich: Nicht mit Springerstiefeln und Bomberjacke, sondern in Turnschuh und Pullover wollen sich Neonazis unter die anderen Proteste mischen.

Die demokratischen Organisatoren der Gipfelproteste zeigen sich alarmiert. "Wir werden mit aller Kraft verhindern, dass sich Neonazis unseren Aktivitäten anschließen", sagte Frauke Distelrath, Sprecherin des globalisierungskritischen Netzwerks Attac. "Die wären lebensmüde, wenn sie kämen."