Heiligendamm: Erste Villa abgerissen

Ostseezeitung 11. Januar 2007

Fünf Monate vor Beginn des G8-Gipfels verliert die Weiße Stadt am Meer das erste Haus der sogenannten Perlenkette. Dort soll im Juni eine Pressetribüne stehen.

Heiligendamm (OZ) Für die Villa „Haus Perle“ in Heiligendamm schlug gestern das letzte Stündchen. Pünktlich um 9.30 Uhr hob sich der Greifarm des Baggers und hackte sich Stück für Stück in die klassizistische Fassade.

„In etwa drei Wochen wird von der Villa nichts mehr zu sehen sein“, kündigte Abrissunternehmer Eckhard Werges (50) aus Kröpelin an. „Der Bauschutt wird zu Splitt verarbeitet.“ Drei Mann und einen Fahrer hatte Werges abgestellt, um das 1854 erbaute Gebäude, das einst den russischen Zaren als Ferienresidenz diente, zu beseitigen.

Während des Gipfels vom 6. bis 8. Juni soll am Standort der Villa eine Pressetribüne errichtet werden. Nach dem Treffen werde die denkmalgeschützte Villa wieder aufgebaut, versicherte der Sprecher der Investorengruppe Fundus, Johannes Beermann. Einen Termin konnte er nicht nennen.

Auch zwei weitere Villen der aus sieben Häusern bestehenden „Perlenkette“ an der Strandpromenade sind für den Abriss freigegeben und sollen fallen. Es handelt sich um die Häuser „Möwe“ und „Schwan“. Sie seien in den 60er- und 70er-Jahren so stark verändert worden, dass eine Erhaltung keinen Sinn mehr mache, erklärte Landes-Denkmalpflegerin Ewa Prync-Pommerenke (56). Da das Gesamtensemble unter Schutz stehe, kann der Wiederaufbau nur nach altem Vorbild erfolgen.

Sehr fraglich ist laut Prync-Pommerenke, ob der große Findling vor dem benachbarten Grand Hotel Kempinski anlässlich des G8-Gipfels versetzt werden darf. Es hieß, er behindere Kamerateams in der Sicht auf den Hotelkomplex. Fundus-Sprecher Beermann wollte die angeblichen Pläne gestern weder bestätigen noch dementieren.

„Um den Findling zu versetzen, bedarf es keiner Baugenehmigung“, erläuterte der Bad Doberaner Kreis-Bauamtsleiter Joachim Seehaus (64). Eine solche Maßnahme müsse aber mit der Landesdenkmalbehörde und der Stadt abgestimmt werden. Seehaus: „Aus meiner Sicht ist diese ganze Geschichte grober Unfug.“ Auch Prync-Pommerenke äußerte erhebliche Bedenken.

Unterdessen begann einen knappen Kilometer von der Weißen Stadt entfernt der Bau des Sicherheitszaunes. Die knapp 13 Kilometer lange und 2,50 Meter hohe sowie 12,5 Millionen teure Absperrung soll das Seebad beim G8-Gipfel im Juni sichern.

MARCUS STÖCKLIN