Horch, wer trampelt da im Felde?

23. August 2007 · on-regional

Unbekannte haben in der Nacht zum vergangenen Montag bei Drehsa ein Maisfeld niedergetrampelt. Auf dem Feld tüftelte ein Gentechnik-Unternehmen an einer neuen Maissorte.

Drehsa. Es kann keine einfache und spontane Aktion gewesen sein, der in der Nacht zum vergangenen Montag eine etwa einen Hektar große Maisfläche zwischen Neupurschwitz und Wurschen zum Opfer fiel. Die Mantelbepflanzung haben die Täter stehen lassen, innen jedoch sind alle Pflanzen umgeknickt. So viele Maispflanzen in nur einer Nacht umzutreten – das müssen, so Polizeisprecherin Petra Denkhoff, mehrere Täter gewesen sein.

Die zerstörte Fläche gehört der Agrargenossenschaft Gröditz. Mit dem Maisanbau hat das Unternehmen jedoch nichts zu tun. „Das ist alles Sache von Monsanto“, erklärt Geschäftsführer Siegfried Steidte. Bei Monsanto handelt es sich um den weltgrößten Produzenten von gentechnischen veränderten Pflanzen. Die Firma hat das Gelände bei Drehsa für zwei Jahre gepachtet. Seit April sei hier gentechnisch veränderter Mais der Sorte NK 603, des so genannten Roundup-Ready-Mais, ausgesät worden, erklärt Monsanto-Pressechefin Christina Gossmann. Mit dem Anbau soll die Resistenz der Sorte gegen das Unkrautbekämpfungsmittel Roundup Ultra getestet werden, das sich derzeit im Zulassungsverfahren befindet und ebenfalls von Monsanto vertrieben wird. Die Fläche bei Drehsa ist dabei lediglich eine von elf Versuchsflächen mit einer Gesamtgröße von 20 Hektar in ganz Deutschland, die von April 2005 bis Ende 2008 betrieben werden sollen. Die nun zerstörte Fläche war eine der vier letzten Testflächen innerhalb der Versuchsreihe.

Welche Folgen der Verlust der Drehsaer Daten für das Gesamtprojekt haben wird, ist derzeit noch nicht absehbar. „Da ist sicher jede Fläche wichtig, wir müssen erst prüfen, in welchem Umfang wir Teilergebnisse verwerten können“, so Gossmann. Durch die nächtlichen Trampler sei ein Schaden von 10.000 Euro entstanden. Die bislang unbekannten Täter stellten nach ihrer Tat zudem Schilder mit der Aufschrift „Genmais nein“ auf, die allerdings vom Sturm der Nacht umgeweht wurden. Ein Anrufer meldete sich bei einer Bautzener Zeitung und gab bekannt, dass die Fläche „befreit“ worden sei. Gossmann: „Wir registrieren eine bedauerliche Zunahme der Gewaltbereitschaft von Gentechnikgegnern.“

Sachsen ist bislang im Gegensatz zum Nachbarn Sachsen-Anhalt kein Schwerpunkt der so genannten Grünen Gentechnik und des Engagements von Monsanto, sagt Alexander Hissting von der Umweltorganisation Greenpeace. Hissting hält den Einsatz von Gentechnik im Agrarbereich für bedenklich. „Bei herbizidresistenten Pflanzen erhöht sich nach mehreren Jahren der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln.“ Zudem würden durch den Genmais auch Schmetterlinge und andere Insekten beeinträchtigt. „Letztlich ist auch die oft ins Spiel gebrachte Koexistenz von konventioneller Landwirtschaft und Gentechik nur ein Mythos“, so Hissting. Das würde vielleicht in Versuchsanbauen funktionieren, nicht aber in der Praxis. Bei der Agrargenossenschaft Gröditz will man dennoch die bislang nur zu Versuchszwecken angebaute Maissorte später auch selbst anbauen.