G-8-Gegner werfen Farbbeutel auf Gipfel-Hotel

Spiegelonline 29. Dezember 2006

Gegner des G-8-Gipfels im kommenden Juni in Heiligendamm haben einen Anschlag auf die Nobelherberge in Mecklenburg-Vorpommern verübt. Zuvor hatte es einen Brandanschlag auf das Auto und das Haus der Familie von Finanzstaatssekretär Mirow in Hamburg gegeben.
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Rostock - Die weiße Vorderfront des Kempinski Grand Hotels - Tagungsstätte des für kommenden Juni geplanten Treffens in Heiligendamm - sei in der vergangenen Nacht an mehreren Stellen mit roter und schwarzer Farbe beschmiert worden, sagte eine Polizeisprecherin in Rostock. Die Hotelleitung habe Anzeige erstattet. Im Schweriner Innenministerium ging ein Bekennerschreiben ein.

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Bei dem Anschlag entstand laut Hotel-Geschäftsleitung lediglich geringer Sachschaden. Die Farbspuren wurden umgehend entfernt. Die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Gelände wurden verstärkt.

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier verurteilte die Aktion scharf. "Ich habe Verständnis für einen friedlichen Protest von Gegnern des G-8-Gipfels, kein Verständnis habe ich für Aktionen dieser Art", sagte der CDU-Politiker. Auch bei den Bürgern würden derartige Aktionen keine Zustimmung finden. Es werde aber auch deutlich, dass die Polizei gut daran getan habe, sich langfristig mit einem umfangreichen Sicherheitskonzept auf den Gipfel vorzubereiten. Die Polizei hatte einen Sonderstab eingerichtet.

Ein Ministeriumssprecher bestätigte das Vorliegen eines Bekennerschreibens. Demnach hatten Globalisierungskritiker ihre Aktion unter das Motto "Wir kennzeichnen das Ziel des nächsten Jahres" gestellt. Damit solle deutlich gemacht werden, dass Vorbereitung und Durchführung des Gipfels behindert würden.

Die Regierungschefs der G-8-Staaten wollen sich vom 6. bis 8. Juni kommenden Jahres in Heiligendamm zu Beratung treffen. Für diese Zeit soll das Nobelbad weitläufig mit einem mehr als zwölf Kilometer langen Zaun abgeriegelt werden. Der Bau der so genannten technischen Sperre soll laut Polizei im Januar beginnen. Die 2,50 Meter hohe Sperre aus Stahlgittern auf Betonelementen werde Ende April fertig sein. Der Zaun werde über einen Unterkriech- und Übersteigschutz sowie Kameras und Bewegungsmelder verfügen.

Bereits in der Nacht zum Dienstag hatten Globalisierungskritiker aus Protest gegen den Gipfel einen Brandanschlag auf das Auto und das Haus der Familie von Finanzstaatssekretär Thomas Mirow in Hamburg verübt. Mirow wertete den Angriff am Donnerstag als "Akt stumpfsinniger Gewalt von seltener Sinnlosigkeit." Gerade in den letzten Jahren sei durch umfassende Schuldenerlasse und deutliche Erhöhungen von Hilfsprogrammen von Seiten der G-8-Staaten viel für den Ausgleich zwischen Nord und Süd geschehen.

Inzwischen hat die Generalbundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zum Brandanschlag auf das Haus von Mirow an sich gezogen. Ermittelt werde wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft. Grundlage für die Ermittlungen sei ein bei der "Hamburger Morgenpost" eingegangenes Bekennerschreiben. Darin werde zu Gewalttaten im Vorfeld des G8-Gipfels aufgerufen.

asc/AP/ddp