Demonstranten zogen zur Sammelstelle für Gefangene der Gipfelproteste - Medienvertreter waren unerwünscht

MVregio 9. Juni 2007

Rund 500 G8-Gegner durften nach dem Ende der Abschlusskundgebung am Freitag im Rostocker Stadthafen weiter demonstrieren.
Die Polizei erlaubte nach längeren Verhandlungen einen Zug in Richtung einer für den G8-Gipfel vorsorglich eingerichteten Sammelstelle für Gefangene ( GeSA).

Dort mussten die Demonstranten allerdings in einigen hundert Metern Entfernung stoppen. Eigentlich wollten sie vor das Gebäude ziehen und die Freilassung der dort festgehaltenen Personen fordern. Die Polizei hatte jedoch drei Wasserwerfer aufgefahren. Die Demonstranten werfen der Polizei vor, Gefangene wie in Käfigen zu halten und ihnen anwaltlichen Beistand zu verweigern.

Den Journalisten, die daraufhin die Sammelstelle für Gefangene in Augenschein nehmen wollten, wurde der Zutritt verwehrt. Auch eine Anfrage bei BAO Kavala führte zu keinem Erfolg. Vor Ort wartende Verwandte und Freunde berichteten von zwei Sammelkäfigen mit Platz für rund 20 Personen und kleinen Einzelzellen in der Größe von ca 4 m². Ein Gefangener berichtet, dass er einigermaßen gut behandelt wurde, ein Anderer beteuert, dass er geschlagen worden sei. Ein 21 jähriges Mädchen aus München erklärte, dass Sie sich im Beisein von Polizeibeamten ausziehen musste. Weibliche Beamtinnen hätten gerade nicht zur Verfügung gestanden.

In der GeSa in Schmarl auf dem Siemensgelände wurden Polizeibeamte aus anderen Bundesländern mit Marschmusik aus dem zweiten Weltkrieg verabschiedet (Foto). Da die Musik von einem Lautsprecherfahrzeug der Polizei übertragen wurde, war sie weithin hörbar, so dass auch die Inhaftierten sich diese Musik offensichtlich anhören mussten.

Auch dort versuchten wir eine Besichtigung vorzunehmen und wurden gleich am Eingang des Siemensgebäudes von einem sehr aggressiven Wachmann der Firma ABS empfangen. “Journalisten sind hier nicht erwünscht und Sie machen sich jetzt hier vom Acker.” Ein Polizeibeamter der neben diesem aggressiven Wachmann stand, kam gar nicht erst zu Wort. Wir wurden dann des Hauses verwiesen. Scheinbar ist Polizei dort in dem Gebäude, welches sie fast komplett für die Dauer des Gipfels selbst angemietet hat, nicht der Herr im Hause.

Am Morgen nach dem G8-Gipfel in Heiligendamm waren noch vier Gipfelgegner in Polizeigewahrsam. Sie sollten aber bis Mittag, 12.00 Uhr, entlassen werden, wie eine Sprecherin der G8- Polizeieinheit Kavala der dpa sagte.

Insgesamt hatte die Polizei seit den ersten Demonstrationen am vergangenen Samstag 1057 Menschen in Gewahrsam genommen. Acht Randalierer wurden wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung zu Bewährungs- und Haftstrafen zwischen sechs und zehn Monaten verurteilt. Ein Verfahren gegen eine Belgierin sei noch offen, hieß es. Die Frau sei auf freiem Fuß. Ein weiterer Mann sei in Untersuchungshaft.

MVregio Rostock red/hro
Artikel erstellt: 09.06.2007, 11:36, zuletzt geändert: 09.06.2007, 15:22

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