Weihnachtsmänner und Frauen

In Berlin, Essen, Dresden und Bremen verschenkten Weihnachtsmänner und –frauen in den Tagen vor Weihnachten illegal gebrannte Musik-CDs, um gegen geistige Monopolrechte wie Copyright und die Kriminalisierung von InternetnutzerInnen zu protestierten.

In einer Presseerklärung zur Aktion forderte der sozialistische Jugendverband['solid] freien Zugang zu Kultur und Wissen. Er rief zu Protesten gegen den G8-Gipfel auf, auf dem Angela Merkel den "Schutz geistigen Eigentums" weiter vorantreiben will.
Die illegalen Weihnachtsgeschenke sorgten für reges Interesse bei den BesucherInnen der Weihnachtsmärkte.

Mit der folgenden Erklärung begründeten die Weihnachtsfrauen und -männer ihre Aktion:

"Die Unterhaltungsindustrie nennt die GeschenkeverteilerInnen Verbrecher, für uns sind sie Freiheitskämpferinnen und Freiheitskämpfer!

Kopierschutz, Patente und Copyright, Digital Rights Management und die Kriminalisierung der Nutzerinnen und Nutzer von Musiktauschbörsen behindern den Zugang zu Wissen und Kultur. Sie schließen viele Menschen, die von Billiglöhnen, Hartz IV oder Studiengebühren betroffen sind, von der "Wissensgesellschaft" aus.

Der Zugang zu kulturellen Gütern, Wissen und Informationen muss als
Menschenrecht für jede und jeden garantiert werden. Wir protestieren gegen seine fortschreitende Reduzierung im Interesse von Medien- und
Unterhaltungsindustrie; Künstlerische Aktivität muss nicht durch geistige Monopolrechte (oder Urheberrechte), sondern durch öffentliche Förderung unterstützt werden. Dazu gehört für uns auch ein Grundeinkommen, das es Menschen ermöglicht, sich ohne Verwertungsdruck künstlerisch zu betätigen.

Dabei ist der Bereich der Musik nur ein Beispiel von vielen: Patente auf Saatgut und Medikamente gefährden die Ernährung von Menschen oder verhindern ihre medizinische Behandlung, die Patentierung von Software droht, freie Software und kleine Unternehmen zugunsten der Monopolisten aus dem Feld zu schlagen und Pharmakonzerne patentieren sich natürliche Wirkstoffe, die seit Jahrhunderten von indigenen Völkern genutzt werden. Ein Beispiel ist die US-Firma Myriad, die durch die Patentierung eines schnellen und erfolgreichen Testverfahrens für Brustkrebs dieses in Europa bereits angewandte Verfahren verbieten lassen konnte.

Wir lehnen diese Monopolisierung von Wissensgütern ab und wollen geistige Monopolrechte zurückdrängen, statt ihren immer weiteren Ausbau zu beobachten.
Fortschritt soll allen Menschen zugute kommen - und dafür müssen alle neues Wissen kennen und nutzen können.

Dagegen bauen gerade die reichen Industriestaaten den Schutz geistiger Monopolrechte, die oft "geistige Eigentumsrechte" genannt werden, im Interesse transnationaler Konzerne aus. Eine besonders aktive Rolle hat dabei bisher die G8 aus USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan, Italien, Kanada und Russland gespielt.

Bundeskanzlerin Merkel hat bereits angekündigt, die am 1.Januar deutsche G8-Präsidentschaft zur noch weitergehenden globalen Durchsetzung geistiger Monopolrechte zu nutzen.

Daher rufen wir alle, die für eine freie Wissensgesellschaft streiten, dazu auf, sich an den Protesten gegen den G8-Gipfel im Juni 2007 in Heiligendamm zu beteiligen."

Bilder und der verteilte Flyer: http://de.indymedia.org/2006/12/164769.shtml