Plan B hat bereits begonnen – Schliess dich an - dem Kampf unserer Leidenschaft
Wir werden uns kurz zu den Ereignissen des 2.Juni 2007 in Rostock im Zusammenhang mit der Demonstration gegen den G8-Gipfel äußern. Selbstverständlich werden wir uns aus parteilicher Perspektive zu Wort melden - mit einer Stimme, die aus vielen verschiedenen Stimmen besteht, die es aber in bestimmten Situationen versteht, zu einer zu werden. Einer dieser Momente ist gekommen.
An diesem 2. Juni warteten Tausende von Menschen nicht mehr auf ein Protestritual, dessen Aufführung wir in dieser Bewegung so oft unterworfen waren: Mobilisierungen, Demonstrationen, Aktionen mit oft weniger als symbolischem Gehalt und Konferenzen, die gekrönt sind von lang vorbereiteten Erklärungen einiger obskurer BürokratInnen. Sie akzeptierten auch die abgenutzte Haltung derjenigen nicht mehr, die vorgeben über den Zustand der Welt besorgt zu sein und sich einem pietätvollen Mitgefühl mit den am meisten Benachteiligten hingeben.
Diese Tausenden haben sich nicht mehr damit zufrieden gegeben, nur zu reagieren oder sich zu verteidigen, sondern haben selbst die Initiative ergriffen und mit vollem Bewusstsein an den Orten angegriffen, an denen die kapitalistische Ausbeutung und die materielle Wirksamkeit des globalen zivilen Krieges tagtäglich ausgeweitet wird. Die G8 sind nicht nur der symbolische Ausdruck der Herrschaft des Kapitals über die Welt, ein Theater von zweifelhafter Qualität, auf dessen Bühne ihre AnführerInnen ein weiteres Ritual aufführen, um ihre Herrschaft über das Leben der Menschen festzuschreiben. Die G8 sind das Symbol des Leids, das sie an jedem Tag Millionen Menschen zufügen. Dafür, dass uns unsere Gewalt vorgeworfen wird, während sie es sind, an deren Händen Blut klebt.
Letztendlich passierte einfach folgendes: Freie Lebewesen haben sich kollektiv dazu entschieden, den Symbolen des Kapitalismus und dem bösartigen Gesicht des Staates, verkörpert von allen Polizeien der Welt, in praktischer Weise entgegenzutreten. Versammlungen und lange Reden, denen kein lautes Krachen und Donnern in den Strassen unserer Metropolen folgt, produzieren nur Argwohn und Resignation.
Wir wollen noch eine andere Wahrheit der Kämpfenden von Rostock in Erinnerung rufen: Sie sind Frauen und Männer, die aus allen Gegenden dieser Welt kommen und die keine Ausweise brauchen, um sich zu erkennen, Banden zu bilden und neue Formen des Lebens auszuprobieren. Wir sind die Nationslosen, die alle Grenzen niederzureißen suchen, die unsere Leben, Gedanken und Körper trennen – materiell so sehr wie symbolisch. Wir setzen uns aus vielfältigen Subjektivitäten zusammen, die ein Verlangen danach haben, die Bedingungen für ein ekstatischeres Leben zu schaffen. Wir kommen von überall – deshalb sind wir überall. Diejenigen, die das Gegenteil behaupten, sind unverschämte Lügner.
Es gibt eine andere Wahrheit: Unter jeder schwarzen Maske war ein Lächeln, in jedem geworfenen Stein gegen den gemeinsamen Feind war Freude, und in jedem Körper, der gegen die Unterdrückung revoltierte war ein Verlangen. Wir hegen keine trübsinnigen Leidenschaften und keine Ressentiments: Wäre das der Fall, hätten wir nicht so lange gekämpft und Widerstand geleistet. Darum lasst euch nicht täuschen, schaut jene an, denen ihr euch verbunden fühlt, oder die ihr liebt, vielleicht findet ihr einen dieser Körper, eines dieser lächelnden Gesichter, eine dieser Hände, die für den Kampf arbeiten. Freudige Leidenschaften aus der Gemeinsamkeit haraus, die sich auf Kommando zum Angriff zusammenfinden - dies ist das Geheimnis der Kämpfe, die im Herzen des asymmetrischen Konflikts geführt werden, das ist was uns unterscheidet von der Traurigkeit der Waffen und Körper der Macht. Individuell sind wir nichts – gemeinsam sind wir eine Kraft. Zusammen sind wir eine Kommune: die Kommune von Rostock.
Wir alle sind hergekommen mit einer persönlichen und kollektiven Geschichte, einer Geschichte von Kämpfen und Schlachten in jeder Ecke der Welt. Wir wollen nicht, dass die Ereignisse des 2. Juni als einfache Fortsetzung des alten Kampfzyklus wahrgenommen werden, der nach dem 11. September so viele Enttäuschungen erfahren musste. Wir glauben vielmehr, dass der 2. Juni das Signal war für einen kraftvollen und entschlossenen Bruch mit der Phase der Niederlage und dass diese Schlacht neue Offensiven eröffnet hat. Dass dieser Bruch es uns erlaubt gemeinsam auf die andere Seite des Spiegels zu fliehen, auf die Seite der Freiheit.
Und nun – GenossInnen – blockieren wir die Flüsse...
Lang lebe die Kommune von Rostock und Reddelich!
Internationale Brigaden, 4. Juni 2007