G8-Gegner blockieren zur Probe Hofgarten

Die Mobilisierung für Demonstration und Aktionen gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm kommt jetzt auch in Bonn auf Touren. Am vergangenen Freitag wurde erstmals der Hofgarten “probeblockiert”. Bei einem Training in gewaltfreier Aktion übten sich Bonner G8-Gegner im spielerischen Durchfließen von Polizeiketten sowie in effektiven Sitzblockaden.

“Hat jeder jetzt seinen richtigen Platz gefunden?” Eine gelungene Sitzblockade ist schwieriger, als man denkt. Mehr als 30 BonnerInnen aller Altersgruppen haben sich vor dem Hautpteingang der Universität am Hofgarten niedergelassen. Wie verhalte ich mich gegenüber der Polizei, wie wirke ich auf Beamte, die mich räumen sollen? Solche Fragen werden detailliert mit den beiden professionellen TrainerInnen Ilka Anger und Andreas Peters vom Trainingskollektiv Köln für gewaltfreie Aktion diskutiert. Unter den teils erschrockenen Blicken von Passanten übernimmt dann ein halbes Dutzend Teilnehmer die Rolle der Polizei - und räumt den Regina-Pacis-Weg vor dem Hauptgebäude der Bonner Uni. Mehrere Pressevertreter, Fotografen und ein Kamerateam machen die Übung noch realistischer. “Ich setzte mich hier extra in die erste Reihe vor die laufende Kamera, damit der Polizist bei der Räumung nicht so hart zulangt…”.

Ob alte Polit-Häsin oder junger Demo-Debütant, alle sind an Erfahrungen deutlich reicher: Beim eleganten Durchfließen von Polizeiketten auf der Hofgartenwiese wird deutlich, dass vor allem Selbstsicherheit und Bestimmtheit den Erfolg gewaltfreier Aktionen ausmachen. In kleinen Bezugsgruppen müssen schnell und dennoch im Konsens Entscheidungen getroffen werden. Nicht jede Trainingsgruppe achtet jedoch ausreichend aufeinander. “Jetzt wärst Du eigentlich längst im Polizeigewahrsam - ihr wolltet doch zusammenbleiben…”, mahnt Ilka Anger. Fazit: Hektischer Aktionismus oder Einzelkämpfertum bringen niemanden ans Ziel, hinter das rote Band, das den Hofgartenrasen trennt. In der Ruhe liegt die Kraft zivilen Ungehorsams.

Eingeladen hatte die Anti-Atom-Gruppe Bonn, die sich seit vielen Jahren mit direkten Aktionen gegen Atomtransporte nach Gorleben engagiert und sich jetzt auf die ersten Massenblockaden am Ostseestrand freut. Ähnlich wie im Wendland planen Basisgruppen, friedlich aber entschlossen, das Treffen der acht wichtigsten Industriestaaten lahmzulegen.

Wir sind nicht eingeladen. Wir kommen trotzdem”, so Bonner Atomkraftgegner in einer Stellungnahme zu den Themen des G8-Gipfels. Die acht Staatschefs, die sich vom 06. bis 08. Juni 2007 in Heiligendamm versammelten, böten keine Lösungen, sondern seien Teil des Problems und für die unzumutbaren Verhältnisse in Nord und Süd verantwortlich.

Die in der Kampagne “Block G8″ organisierten Gruppen kündigen ihr Vorgehen offen und transparent an. Ein ungewohnt breites Spektrum aus dem gewerkschaftlichen Bereich über kirchliche Gruppen und die Grüne Jugend bis hin zu Anti-Atom- und Antifa-Gruppen trägt die Kampagne mit. Zahlreiche KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und Abgeordnete unterstützen den Blockadeaufruf. Während die acht Staatschef der reichsten Industrieländer vorgeben, den Globus managen zu können, versteht sich “Block G8″ als Intervention der Zivilgesellschaft: Dem Programm der wenigen Mächtigen wird ein klares und unmissverständliches “Nein!” entgegengestellt. Hier greifen die Menschen ein, die nicht zur Politik der G8 gefragt worden sind, die unter deren Folgen leiden. Mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams wird den G8 sichtbar jegliche Legitimität abgesprochen.

Unter dem Klimaschutz-Mäntelchen des G8-Gipfels verbirgt sich nach Ansicht der Bonner Anti-Atom-Gruppe ein Modernisierungsprogramm für fossile und atomare Energieträger: Wer “saubere Kohle”, “modernere Kraftwerke” und “klimafreundliche Atomenergie” fördere, wolle lediglich bestehende Abhängigkeiten aufrechterhalten. Noch nie gebe es so vielfältige und wirksame Wege aus den atomar-fossilen Strukturen. Für die Bonner Anti-Atom-Gruppe ist klar: An die Stelle der auf Verschwendung angelegten, zentralistischen Großkraftwerke muss eine Vollversorgung mit 100% Erneuerbaren Energien treten, dezentral und ausschließlich in Bürgerhand. Für die G8 sei das jedoch kein Thema. Sonne und Wind könne man schließlich nicht privatisieren.