Vor dem Gipfel: Polizei schreibt G-8-Gegnern 200 Straftaten zu

Welt online 23. Mai 2007
Im Vorfeld der Konferenz in Heiligendamm sind nach Daten des Bundeskriminalamtes allein über 30 Brandanschläge verübt worden. Dies erfuhr WELT ONLINE aus dem Innenausschuss des Bundestages. Alle Taten werden in einen direkten Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel gestellt. Zuletzt war vor allem Hamburg betroffen.

Im Vorfeld des G-8-Gipfels in Heiligendamm haben Globalisierungsgegner nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden bisher rund 200 Straftaten begangen, darunter über 30 Brandanschläge. Das wurde nach Informationen von WELT ONLINE im Bundestagsinnenausschuss unter Berufung auf Zahlen des Bundeskriminalamtes (BKA) mitgeteilt.

Bei den Straftaten sei insgesamt ein Schaden von rund drei Millionen Euro entstanden. Die Auflistung des BKA umfasse Anschläge und Straftaten der vergangenen Monate, die eindeutig im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Gipfel in Heiligendamm stünden, hieß es in der BKA-Darstellung.

Die Serie der vermutlich politisch motivierten Anschläge in Hamburg geht weiter: Einen Tag nach dem Brandanschlag auf das Auto von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann schleuderten Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch Steine auf das Haus des CDU-Politikers Karl-Heinz Warnholz. Sie trafen ein Fenster des Gebäudes im Stadtteil Rahlstedt, wie die Polizei mitteilte. Verletzt wurde niemand.

Bürgermeister von Beust über Tat entsetzt

Das war bereits der vierte Anschlag mit Steinen, Farbe oder einem Brandsatz binnen weniger Tage in Hamburg. In der Nacht auf Dienstag hatten Unbekannte das Auto Diekmanns in Flammen gesetzt. Es brannte vollständig aus. Bürgermeister Ole von Beust hatte die Tat scharf verurteilt.
Der Notruf zum Anschlag auf das Haus von Warnholz ging am Mittwochmorgen um 01.50 Uhr bei der Polizei ein. Warnholz war den Angaben zufolge zusammen mit seiner Familie zu Hause. Es entstand nur leichter Schaden. Einen politischen Hintergrund schloss die Polizei nicht aus. Ein Bekennerschreiben lag zunächst nicht vor. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Täter konnten unerkannt entkommen.

Seit 2005 hat es in Hamburg zahlreiche Brand- und Farbanschläge auf Häuser und Autos von Politikern und Managern gegeben, in letzter Zeit häuften sich die Taten. Die Polizei vermutet, dass dahinter militante G-8-Gegner stehen. Bisher konnte noch kein Täter überführt werden.

Welt online vom 23. Mai 2007, 15:34 Uhr, AG/dpa