BRANDANSCHLÄGE- "Volxsport" Autos anzünden

Berliner Zeitung, 23.Mai 2007

Marin Majica und Lutz Schnedelbach

Wo immer der Schiedsrichter des "Volxsportwettbewerbes" sitzt, er müsste am Dienstag einen Punkt für Berlin notiert haben. Bei diesem Wettbewerb geht es schließlich darum, in welcher deutschen Stadt die meisten Straftaten mit Bezug zum G8-Gipfel in Heiligendamm begangen werden. Und am Dienstagmorgen wurde in der Luckauer Straße in Kreuzberg ein Chrysler in Brand gesteckt. Nach Polizeiangaben mal wieder ein teureres Modell.

Zu einem solchen "Volxsportwettbewerb" haben dem gestern vorgestellten Verfassungsschutz- Bericht zufolge die "Autonomen Gruppen Berlin" in einer Broschüre aufgerufen. Ob diesem Appell tatsächlich jemand gefolgt ist, ist unbekannt. Fakt ist, dass Berlin knapp zwei Wochen vor dem G8-Gipfel vom 6. bis 8. Juni eine Serie von Brandanschlägen erlebt.

52 solcher Anschläge hat die Polizei seit Januar verzeichnet, 45 davon auf Autos. Auch Müllcontainer brannten. Sonst gab es so viele Anschläge im ganzen Jahr. Die Brandanschläge zu Jahresbeginn gehen nach Polizeiangaben wohl zu einem Großteil auf das Konto von Anhängern der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Seit Mitte März allerdings sehen die Beamten die Anschläge zunehmend mit Bezug auf den G8-Gipfel.

Schwerpunkt der Brandanschläge ist nach Informationen der Berliner Zeitung Friedrichshain-Kreuzberg. Betroffen waren in Berlin wie in anderen Städten vor allem Autos der Marken Mercedes Benz, BMW und Audi. Aber auch Firmenautos der Hersteller Renault, Ford und Opel brannten aus.

Die Berliner Polizei hat auf die Serie reagiert und seit dem Wochenende die Streifen in Friedrichshain-Kreuzberg noch einmal verstärkt. Mehr als 200 Zivilbeamte seien unterwegs, hieß es gestern. Damit ließen sich die Anschläge nicht unterbinden, sagte eine Sprecherin von Innensenator Erhart Körting: "Es wird erwartet, dass weitere Autos brennen." Zu möglichen Tätern äußert sich die Polizei nicht. Aufklärung hatten sich die Behörden beispielsweise von einem Mann erhofft, der am 18. Mai in Prenzlauer Berg festgenommen wurde, als er versuchte, einen Opel der Deutschen Bahn anzuzünden. Der Mann hat der Polizei aber offenbar keine Informationen geliefert.

800 Polizisten aus Berlin werden zum G8-Gipfel in Mecklenburg-Vorpommern entsendet. Es sind vor allem Einsatzhundertschaften, die auch zum 1. Mai in Kreuzberg eingesetzt waren. Die Daheimgebliebenen dürfen an den Gipfeltagen aber nicht freinehmen. Während alles auf Heiligendamm blickt, sollen auch sicherheits-sensible Punkte in Berlin verstärkt beobachtet werden, heißt es. Die Polizei ist offenbar fest entschlossen, Berliner Teilnehmern des "Volxsportwettbewerbs" das Spiel zu verderben.