Rund 500 G-8-Gegner marschieren durch die City

Hannoversche Allgemeine 20. Mai 2007

Begleitet von einem starken Polizeiaufgebot ist am Sonnabend ein Demonstrationszug von 500 G-8-Gipfelgegnern durch die Innenstadt gezogen. Der Protest verlief friedlich. Die Domonstranten wehrten sich unter anderem gegen eine Aufteilung in gute und böse Demonstrierer.

Am Anfang, bei der Auftaktkundgebung am Kröpcke, weht zwischen den Fahnen und Transparenten auch eine Deutschlandflagge im Frühlingswind. Umgedreht, versteht sich, gold-rot-schwarz. Schließlich ist man gegen den Nationalstaat. Doch bevor sich die Demo aus Gegnern des G-8-Gipfels in Heiligendamm auf den Weg machen kann, gibt es noch eine kurze Ansage aus dem Lautsprecherwagen: „Wir wollen keine Nationalflaggen auf unserer Demo sehen, auch, wenn sie umgedreht sind.” Und energisch setzt die Frauenstimme hinzu: „Gegen jeden Nationalstaat!” Kleinlaut verschwindet das ungeliebte Symbol zwischen den Köpfen der Protestler. Jetzt kann es losgehen.

Rund 500 Gipfelgegner sind zusammengekommen, um auf ihrem Marsch durch die Innenstadt gegen die „Kriminalisierung des Protests” zu demonstrieren – und gegen alles, was einen sonst noch so stört. Aus den Lautsprechern, die irgendwo am Schwanz der Schlange mitrollen, preisen die Organisatoren die „bunte Demo”. Vorn an der Spitze jedoch ist die Demo nicht bunt, sondern trägt Sonnenbrillen, und die Kapuzen schwarzer Pullover sind tief in die Stirn gezogen. „Ob friedlich oder militant, wichtig ist der Widerstand”, steht auf einem ihrer Plakate, und während die Mitglieder von Parteien, Gewerkschaften und Umweltorganisationen hinten brav ihre Fahnen spazieren tragen, skandiert die schwarzgekleidete Speerspitze Slogans wie „Scheißpolizei”, „BRD-Bullenstaat” und „Bürger, lasst das Glotzen sein”. Die Polizei begleitet den Zug mit einem starken Aufgebot, zu Zwischenfällen kommt es nicht. Auch die Organisatoren hätten sich „sehr kooperativ gezeigt”, sagt ein Polizeisprecher am Sonntag.

Auf der Zwischenkundgebung vor dem Anzeiger-Hochhaus am Steintor wehren sich die Redner dann vor allem gegen den Vorwurf der Militanz. „Die Spaltung in gute und böse Demonstranten nehmen wir nicht hin”, sagt eine Sprecherin der ver.di-Jugend zum Vorwurf, autonome Linke planten gewalttätige Aktionen in Heiligendamm – vor allem vom Unabhängigen Jugendzentrum Kornstraße aus. Eine Sprecherin des Zentrums spricht von Medienhetze und resümiert unter dem Beifall der Demonstranten: „Wir sind alle das UJZ Kornstraße.” Eigentlich hatte man all das auf dem Steintorplatz sagen wollen, aber den hatte schon Autobauer BMW für die Präsentation einer neuen Sportwagengeneration reserviert. Als der Zug an den blitzenden Karossen vorübergeht, werden einige der Sonnenbrillenträger historisch: „Randale, Bambule, Frankfurter Schule”, skandieren sie und: „Alle Macht dem Proletariat.” Ein Ehepaar schaut kurz von den Sportwagen auf. „Na siehste”, sagt er. „Die sind doch eigentlich ganz friedlich.”

Felix Harbart

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