Bekennerschreiben: G-8-Gegner bekennen sich zum Anschlag

Welt 20. Mai 2007

Ermittler gehen nach der Anschlagserie von mehreren Tätergruppen aus. Der Verfassungsschutz warnt vor „massiven Drohungen" gegen das Außenministertreffen in Hamburg.
Nach dem Anschlag auf das Haus des Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa-Technik ist am Sonntag bei der „Hamburger Morgenpost“ ein Bekennerschreiben eingegangen. Nach Angaben der Zeitung wird in dem Brief auf die Großrazzia der Bundesanwaltschaft am 9. Mai vor dem G-8-Gipfel Bezug genommen.
„Es ging um einen Angriff gegen die gesamte radikale Linke“, heißt es in dem Schreiben von anonymen Autoren. „Wir werden uns den Protest gegen G8 nicht verbieten lassen und auch nicht das Recht auf Widerstand gegen die weltweite Ausbeutung und Unterdrückung durch das kapitalistische System.“
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Lufthansa Technik sei „für unseren Anlass vor allem wegen ihres Engagements im Rüstungsbereich interessant geworden.“ Das Haus des Lufthansa-Managers wurde in der Nacht zum Freitag mit Farbbeuteln und Steinen beworfen.
Erst am vergangenen Montag hatten Unbekannte mit Farbe und Steinen auf das Hamburger Luxushotel Louis C. Jacob gezielt. Zu dem Hotel- Anschlag bekannte sich einen Tag später eine linksautonome Gruppe mit Namen „Autonome Gipfelstürmer“. Überschrieben war das Papier mit „ASEM-Gipfel angreifen, G 8 versenken“. Zu dem ASEM-Gipfel werden am 28. und 29. Mai die Außenminister der EU und Asiens in Hamburg erwartet.
Es ging um einen Angriff gegen die gesamte radikale Linke
(aus einem anonymen Bekennerschreiben)
Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass es sich bei den beiden Anschlägen um zwei verschiedene Tätergruppen handelt, die völlig unabhängig voneinander agieren. Das jetzt eingegangene, dreiseitige Bekennerschreiben, ist von der Aufmachung und vom Stil völlig anders, als das Schreiben, dass nach dem Anschlag auf das Hotel Louis C. Jacob verschickt wurde. Während die Täter, die vor einer Woche an der Elbchaussee das Hotel attackierten, das einseitige Bekennerschreiben mit einer Buchstabenschablone angefertigt haben, benutzten die Täter, die das Haus des Lufthansa-Managers angriffen, eine Schreibmaschine. Zudem ist das jetzige Schreiben voller Detailkenntnisse, die auf eine sehr gute Vorbereitung der Täter schließen lässt.
In den vergangenen Monaten hat es im Hamburger Raum wiederholt Brandanschläge und Sachbeschädigungen gegeben, die vermutlich politisch motiviert waren. Allein 2006 wurden nach Angaben der Innenbehörde neun Brandschläge verübt, von denen bisher keiner aufgeklärt wurde. Ende Dezember 2006 wurde auch ein Brandanschlag auf ein Auto des Finanzstaatssekretärs Thomas Mirow (SPD) verübt. In einem Bekennerschreiben hatten die Täter Protest gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm als Grund genannt.
Dienstag sind zahlreiche „Aktionen“ gegen die Tagungsorte angekündigt
Am 9. Mai war in diesem Zusammenhang und wegen vermuteter Aktionen gegen den G8-Gipfel auch der Hamburger Szene-Treff „Rote Flora“ durchsucht worden. Bei der deutschlandweiten Razzia durchsuchten an diesem Tag 900 Beamte insgesamt 40 Objekte in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin und Brandenburg. Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen mit dem Verdacht auf Gründung einer terroristischen Vereinigung begründet. Konkrete beweise haben die Durchsuchungen offenbar bislang nicht erbracht.
Polizei und Verfassungsschutz sind dennoch alarmiert. Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt, vor allem in Berlin und in Hamburg müssten sich die Behörden auf weitere Anschläge in der zeit des G-8-Gipfels einstellen. Der Präsident des Bundesamtes, Heinz Fromm wies darauf hin, dass es auch massive Drohungen in Bezug auf den ASEM-Gipfel gebe. Für den Start ist eine Großdemonstration angemeldet, die als besonders problematisch eingestuft wird. Mehr als 10.000 Gegner werden erwartet. Am Dienstag dann sind zahlreiche „Aktionen“ gegen die Tagungsorte angekündigt.