G8-Gipfel: Wachdienste gefragt wie nie

Ostsee Zeitung 16. Mai 2007

Höhere Preise und massenweise Aufträge: G8 lässt bei Sicherheitsfirmen die Kassen klingeln. Einige Firmen zahlen Gipfel-Zulagen.

Stadtmitte Der G8-Gipfel beschert den Wach- und Sicherheitsdiensten ein glänzendes Geschäft. Mehr als ein Dutzend Unternehmen bieten ihre Leistungen in Rostock an – und können derzeit die Fülle von Anfragen kaum bewältigen. „Wir sind extrem ausgelastet“, sagt Jörg Hübner, Geschäftsführer der Firma ABS. Viele Firmen suchen noch über die Arbeitsagentur händeringend nach Mitarbeitern. 222 offene Stellen hatten Wach-, Sicherheitsdienst und Detekteien Ende April gemeldet. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es gerade einmal fünf. „Seit Februar wächst die Nachfrage nach Sicherheitspersonal“, sagt Grit Ehlers, Sprecherin der Arbeitsagentur.

ABS-Chef Hübner bezweifelt allerdings, dass der Gipfel zu massenhaften Neueinstellungen in der Branche führt. „Dafür ist es viel zu kurz.“ Die meisten der zusätzlichen Aufträge beschränken sich auf den Zeitraum vom 31. Mai bis zum 11. Juni. Vor allem Dienstleister und Händler aus der Innenstadt buchen Wachpersonal, um ihre Geschäfte und Büros vor möglichen Schäden durch gewaltbereite G8-Gegner zu schützen.

Das erhöhte Sicherheitsbedürfnis lässt die Kassen klingeln. „Die Preise sind super“, sagt Klaus Skrzypkowski vom Wachdienst WSD. Besonders Firmen, die keine festen Verträge haben, müssen mit höheren Kosten rechnen als sonst üblich. Freuen dürfen sich bei WSD auch die Angestellten. „Es ist eine besondere Situation für die Mitarbeiter“, sagt der Betriebsleiter. Je nach zu schützendem Objekt zahlt die Firma G8-Zulagen von 30 bis 50 Prozent. Die Mitarbeiter wurden mit speziellen Schulungen vorbereitet.

Vor allem bei den Händlern in der Innenstadt wächst offenbar die Furcht vor Ausschreitungen. Skrzypkowski musste schon die Anfrage eines Kunden ablehnen, der die Fenster seines Geschäftes mit Brettern vernagelt haben wollte. Seine Versicherung hatte ihn darauf hingewiesen, dass es sich beim G8-Gipfel um ein vorhersehbares Ereignis handelt – für das man Vorbereitungen treffen müsse, um den Versicherungsschutz zu erhalten. Heinz Kopp vom Einzelhandelsverband geht allerdings nicht davon aus, dass sämtliche Schaufenster bei der Großdemonstration am 2. Juni zugenagelt sein werden. „Die Betriebe bereiten sich aber vor“, sagt der Verbandsgeschäftsführer. Wie, verrät er nicht. Ziel sei es, schnell reagieren zu können, falls es zu Gewalt kommt. Nur ein Teil der Rostocker Unternehmen ist laut Einzelhandelsverband gegen Vandalismusschäden versichert.

Stadt startet Plakataktion

Mit dem Wort „Willkommen“ auf 21 Sprachen will die Hansestadt ihre Gäste zum G8-Gipfel begrüßen. 175 Großplakate sollen in den kommenden Tagen stadtweit in beleuchteten Plakatträgern aufgehängt werden. Dass die Poster mit dem Gipfel zu tun haben, dürften Betrachter frühestens auf den zweiten Blick erkennen. Im Hintergrund sind die Kontinente der Gipfelländer angedeutet, sonst fehlt jeder Hinweis auf das Ereignis. Die Stadt begründet das mit Sparsamkeit. So könnten die Plakate auch noch nach dem Gipfel verwendet werden, sagt Rathaus-Sprecher Ulrich Kunze. Mit dem gleichen Motiv werden kleinere Poster für Amtsstuben und Behörden der Hansestadt bedruckt und Aufkleber, die an Geschäfte verteilt werden. Zirka 6000 Euro kostet die Kampagne.
GERALD KLEINE WÖRDEMANN