Der G-8-Gegner: “Wir werden mit Terroristen gleichgesetzt”

Hamburger Abendblatt 15. Mai 2007

Die Stimmung ist gereizter, der Ton deutlich schärfer”, sagt Monty Schädel (37) und nennt es eine “neue Eskalationsstufe”. Nachdem Bundesstaatswaltschaft und Polizei in der vergangenen Woche Razzien in der linken Szene unter anderem in Hamburg durchgeführt haben, hat sich die Arbeit des Organisators des Rostocker Bündnisses gegen den G-8-Gipfel verändert. Nicht nur weil er kaum mehr als vier Stunden pro Nacht schläft. “Die Menschen hier im Land, Gegner wie Polizei, waren schon vorher unsicher. Jetzt sind sie noch unsicherer geworden.”

So wären eine Reihe von Informationsveranstaltungen abgesagt worden, zu denen G-8-Gegner unter anderem in Schulen eingeladen worden waren. Auch Aktivist Schädel, der vor allem die Großdemo am 2. Juni in Rostock mit vorbereitet, und bislang bei allem Stress immer Gelassenheit demonstrierte, klingt angestrengt. “Wir werden mit Terroristen gleichgesetzt”, beklagt der Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft, nachdem das Land Mecklenburg-Vorpommern drastische Vorbeugemaßnahmen gegen mögliche Gegner angekündigt hat. “Da werden Ängste geschürt.” Auch seine Verhandlungsgespräche mit der G-8-Polizeitruppe “Kavala”, in denen es um Demonstrationswege, Busparkplätze und die Erlaubnisse für Übernachtungscamps geht, sind wieder ins Stocken geraten. “Der geplante Sternmarsch am 7. Juni soll verboten werden”, sagt er und kritisiert, dass die Negativ-Bescheide darüber nicht vorliegen. “Deshalb können wir auch nicht gegen das Verbot klagen. Auch für die große Demo gibt es noch keine offizielle Genehmigung.” Inzwischen seien auch Autobahnkontrollen angekündigt, “nachdem die Polizei uns bislang immer gesagt hatte, das sei nicht vorgesehen. Das wird auch zur Aufheizung der Stimmung beitragen.” Das will Schädel nicht - eigentlich. Denn er weiß auch, dass die Polizeiaktion “die Globalisierungsgegner zusammenschweißt” - und möglicherweise sogar mehr von ihnen kommen.

mik
erschienen am 15. Mai 2007