Mit Peilsender gegen Wecker und Chinaböller

junge welt 14. Mai 2007

Kriminalisierung von G-8-Gegnern geht weiter. Mobilisierung nach Heiligendamm auch
Von Wera Richter

Wer suchet, der findet. Am Wochenende lieferte der Focus die Erfolgsmeldung nach den Polizeirazzien vom vergangenen Mittwoch in über 40 Treffpunkten, Läden und Wohnungen mutmaßlicher Gegner des G-8-Gipfels: »Wecker, Drähte, Uhren und größere China-Böller« seien gefunden worden. Der Focus nennt das »Zubehör zum Bau von Brandsätzen mit Zeitzündern«. Die Behörden ermitteln gegen 21 Verdächtige wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Haftbefehle gibt es keine. Die Stimmung weiter anheizen soll offenbar auch der Verfassungsschutzbericht, den Bundesinnenminster Wolfgang Schäuble (CDU) am Dienstag vorstellen wird. Laut Bild am Sonntag werden darin immer mehr »terroristische Ansätze in der linksextremistischen Szene« registriert. Anschläge auf Personen seien nicht mehr auszuschließen, zitierte Bild (Montagausgabe) vorab aus dem Bericht.

Einer der von der Polizeirazzia in Berlin Betroffenen berichtete unterdessen, daß er am Samstag einen GPS-Peilsender an seinem Auto gefunden habe. Der Betroffene ist einer der angeblichen Mitbegründer der sogenannten »Militanten Kampagne zum Weltwirtschaftsgipfel«. Der Peilsender war im vorderen linken Radkasten des Pkws befestigt. Laut Mitteilung der »Campinski Pressegruppe« ähnelt er einem Sender, der vor einigen Wochen in Hamburg entdeckt worden war.

Die G-8-Gegner setzen ihre Vorbereitungen trotz Schikanen unbeirrt fort: »Wir wollen Sand im Getriebe dieses Gipfels sein«, sagte Christoph Kleine vom Bündnis »Block-G-8« am Sonntag. Er erwarte bis zu 20000 Teilnehmer, die mit Sitzblockaden an den Zufahrtsstraßen das Treffen der acht Regierungschefs der größten Industrie nationen stören wollen. Angesichts solcher Zahlen ist es gut, daß es inzwischen einen dritten Campplatz für die Protestierer gibt. Ein Landwirt aus Kröpelin habe sich bereit erklärt, eine geeignete Fläche zur Verfügung zu stellen, teilte die Pressegruppe ebenfalls am Sonntag mit.

14.05.2007 / Inland / Seite 1