Die Gipfel-Stürmer von Berlin

Berliner Kurier 14. mai 2007
Sie üben schon mal den Protest gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm

K. P. Hoffmann
Lichtenberg - Chaoten, Terroristen, hasserfüllte Anarcho-Stresser? Wenn man der Springer-Presse und manchen Politikern glauben will, sind alle Jugendliche, die sich gegen den G-8-Gipfel wehren, ein Sicherheitsrisiko. KURIER hat diese Leute mal besucht.

20 Jungendliche, um die 20 Jahre alt, absolvierten gestern im Lichtenberger Stadtpark an der Parkaue ein “Aktionstraining”, um sich auf ihren Besuch beim Gipfel der G-8-Staats- und Regierungschefs in Heiligendamm vorzubereiten. Sie sind Teil der Initiative “Block G8″ (www.block-g8.org) Ihr Ziel: Den Gipfel blockieren, in dem sie sich einfach auf die Zufahrtsstraßen zum Ostsee-Badeort setzen.

Ihre Trainer, die Philosophie-Studenten Marco (24) und Ines (23), gaben Tipps für eine gelungene Sitzblockade:

Eng sitzen, Arme und Beine mit dem Nachbarn verhaken.

Entweder den Körper anspannen, um sich als “Paket” wegtragen zu lassen. Oder, wenn die Polizei Mühe haben soll: Wie ein Waschlappen hängen lassen.

Nie auf Provokationen reagieren oder gar Polizisten schlagen!

Als Vorbild dient das Konzept gewaltfreie Widerstands von Mahatma Gandhi (1869-1948), der mit seiner Protestbewegung dafür sorgte, dass die englischen Besatzer entnervt Indien verließen.

Schon mehr als 100 solcher Gruppen haben sich in Deutschland gefunden. Junge Leute, die die Welt ein wenig besser und gerechter machen wollen - statt Steine zu werfen, pusten sie Seifenblasen.

Nur Minuten nachdem der KURIER diese Fotos machte, rückten zehn Polizisten an: “Gefahrenabwehr” sagten sie und sammelten die Personalpapiere ein.

Berliner Kurier, 14.05.2007