(Black) Block Meck-Pomm!

ein Dezember-Papier von P.A.U.L.A. als Antwort auf Oktober und November-Texte und eine Idee davon, wie es nächstes im Juni 2006 in Heiligendamm auch aussehen
könnte...:

"Hallo, ich begrüße euch zur Abschlusskundgebung in Heiligendamm 2007. Wir blicken direkt aufs Meer, das Hotel versperrt nicht mehr den Blick aufs Meer.
Die Revolution hat begonnen. Und obwohl es jetzt viel zu tun gibt an dieser Stelle ein kleiner Rückblick: Während wir in Rostock-Laage noch auf die Air Force One und andere Chefs und Chefinnen warteten? heute wissen wir, dass die meisten von Ihnen durch massive Proteste in ihren Ländern gezwungen waren zu Hause zu bleiben? haben wir uns daran gemacht, den militärischen Teil des Flughafens lahm zu legen. Der Versuch der wenigen Delegierten mit Autos durchzukommen, ist an den massenhaften Blockaden auf den Straßen gescheitert.
Da die Bullen sich dabei meist selbst im Weg standen, hatten die Blockierer Zeit, währenddessen die Themen des Alternativen Gipfels auf der Straße zu diskutieren und auch die umliegenden Genfelder gleich zu zerstören. Die Firmen dazu sind unbrauchbar gemacht, die Hotels umgewidmet. Überall in Deutschland brennen die Villenviertel und Bankzentren, denn die Zurückgebliebenen waren nicht untätig angesichts der Bullenabstinenz. Einige erholen sich jetzt auf dem schönen Gelände des Bombodroms, wo ein internationales revolutionäres Hüttendorf entstanden ist. Denn jetzt geht es erst richtig los!"

Ganz so schön wird es vielleicht nicht im kommenden Jahr, aber ein besseres Szenario als die absolute Niederlage können wir uns auch vorstellen. Gerade gegenüber den tatsächlich gut ausgerüsteten Bullen in Deutschland haben wir uns in den vergangenen Jahren oft auf unserer vermeintlichen Schwäche ausgeruht.
Diese Haltung sollten wir angesichts des internationalen Charakters der Gipfelproteste ruhig mal beiseite legen und die engen repressiven nationalen Grenzen in unseren Köpfen sprengen. Wir werden mit vielen entschlossen Menschen vor Ort sein und diese Stärke sollten wir auch nutzen.

In den vergangenen Wochen gab es gerade in der internationalen Debatte einige Papiere darüber, was und wie und ob in Heiligendamm gegen das Treffen der G8 Widerstand geleistet werden soll. Unser Papier richtet sich an diese Debatte, denn wir wollen gemeinsam mit vielen in der internationalen Vorbereitung Strategien und Ideen entwickeln für einen erfolgreichen Widerstand, in dem wir unsere Chancen und Stärken konsequent nutzen. Dabei wollen wir nicht verschiedene Protestformen gegeneinander diskutieren. Es wird im kommenden Jahr große Massenblockaden geben, genauso wie dezentrale Aktionen und je besser unsere Strategien aufeinander abgestimmt sind, desto erfolgreicher werden wir sein.

So schlägt das Papier des Kollektivs 22. Oktober vor, den Gipfel im kommenden Jahr zu nutzen, um uns weiter zu vernetzen und Strategien für den internationalen Protest zu entwickeln. Vor und nach dem Gipfel soll es internationalen Treffen geben, die Tage selber sollen genutzt werden, überall auf der Welt die globale Wirtschaft lahm zu legen. Das Papier richtet sich nicht gegen Massenblockaden, aber gegen eine einzige, weil wir immer nur erfolgreich sind, wenn wir eine neue innovative Strategie haben. Das mit der neuen Strategie sehen wir genauso, aber dass alle zu Hause bleiben und dort Widerstand leisten, ist so neu nicht und funktioniert unserer Meinung nach nicht (wenn es allerdings zahlreiche Vorfeldaktionen in vielen Ländern, Städten etc. geben würde, wäre das großartig!) Während des Gipfels zu Hause zu agieren vermittelt eine scheinbare Sicherheit, aber bei solchen Aktionen werden wir viel weniger sein, und genau das macht es einfacher für die Staatsmacht, sich darauf einzustellen. Zudem werden wir vereinzelt und in kleinen Aktionen nicht als gemeinsamer großer Protest wahrgenommen werden und uns gegenseitig auch nicht als ein Teil einer großen internationalen Bewegung wahrnehmen.

Wir widersprechen einem Szenario einer Staats-Allmacht, denn unsere Erfahrungen zeigen, dass wir trotzdem immer wieder die Lücke finden können, wenn wir flexibel und unkalkulierbar sind. Flexibel heißt auch, sich nicht jetzt, Monate vor dem Gipfel auf nur eine Strategie festzulegen, aber davon später mehr. Bei allen vorherigen Gipfeln gab es Szenarien von Repression, aber immer war es möglich, entschlossen widerständisch zu sein. Wir werden viele sein und daher auch trotz großem und sicher gut vorbereitetem Bullenaufgebot unberechenbar.
Genau hierin lag auch in den vergangenen Jahren eine große Stärke der Gipfelproteste. Und die sollten wir nutzen, um das Gipfeltreffen konsequent anzugreifen.

Auch das Papier des 11. November geht davon aus, dass wir während der Tage des Gipfels nicht in Heiligendamm vor Ort sind. Sie sind aber auch dagegen, zu Hause zu bleiben. Stattdessen schlagen sie ein Treffen am Gipfelort in den zehn Tagen vorher vor, um uns dort auszutauschen und dann zu Gipfelbeginn aufmachen, Deutschland ? und hier speziell die Zentren von Kapital und Staatsgewalt – zu blockieren. Nun gibt es sicher in Deutschland einiges zu blockieren, anzugreifen und zu zerstören, doch das gibt es in MeckPomm auch. Deswegen finden wir es richtig, nach Heiligendamm zu mobilisieren. Denn es ist ja nicht so, dass MackPomm ein ödes Land ist, an dessen Küste ein einsames Hotel steht, das den Blick aufs Meer versperrt. Wir stellen uns vor, die Gipfeltage mit einer Blockade und Aktionen am Flughafen Rostock-Laage zu beginnen. Der Flughafen ist nicht nur ein wichtiger Stützpunkt der Bundeswehr und anderer Armeen, Übungsflughafen für den Eurofighter etc. Hier werden auch ein Großteil der Delegierten und die ChefInnen selbst landen. Mit gut durchdachten Aktionen können wir hier dafür sorgen, dass der Gipfel gar nicht erst beginnt.

Die Erfahrungen aus dem Castorwiderstand zeigen, dass gerade Straßenblockaden effektiv sein können, auch wenn es nicht gerade unsere präferierte Protestform ist, uns an passiven und berechenbaren Sitzblockaden zu beteiligen. Besonders effektiv sind wir allerdings dann, wenn wir verschiedene Formen miteinander kombinieren können. Für die Blockadestrategie schlagen wir daher vor, neben wichtigen Zufahrts- oder Verbindungsstrecken die Städte in MeckPomm (Rostock, Schwerin, Wismar) mit einzubeziehen ebenso wie Biotechnologie und andere Unternehmen in der Region, die beispielsweise die Infrastruktur des Gipfels stellen. Die Listen mit entsprechenden Orten und Zielen, die Karten mit Genfeldern, Bullenstationen, militärischen Einrichtungen usw. usw. werden
gerade hergestellt! Block MeckPomm! Auch Kühlungsborn wird eine wichtige Rolle spielen, denn in Heiligendamm selbst gibt es gar nicht genügend Übernachtungs- und Konferenzmöglichkeiten für ein solches Treffen. Es geht um 12.000 Delegierte, die werden irgendwo schlafen, essen und sich auch bewegen müssen. Greifen wir sie überall an, wo sie uns begegnen, am Hotel, auf der Straße usw. – aber nutzen wir auch unsere Stärke, die entsteht, weil wir viele und unberechenbar sind. Denn es ist ja nicht so, dass die Bullen immer wissen was wir planen und Erfahrungen mit anderen Protesten zeigen, dass trotz aufgefahrenen Polizeistaat immer wieder Dinge möglich sind. Auch für die nach unseren Vorstellungen große machtvolle Demo am Donnerstag in Richtung Heiligendamm sehen wir gute Möglichkeiten nach der bereits erwähnten Lücke zu suchen. Denn wenn wir unsere Möglichkeiten konsequent nutzen, kann aus dieser Stärke heraus mehr entstehen.

Und wenn tatsächlich gar nichts geht, weil alles hermetisch abgeriegelt ist, sollten wir klar einen Plan B, C etc. in der Tasche haben. Vielleicht sind wir auch alle noch super motiviert, weil die ersten Tage so gut gelaufen sind? Für diese beiden Fälle begrüßen wir den Vorschlag, bestimmte Zentren und empfindliche Orte in Deutschland mit in den Protest einzubeziehen, aber wann und wo würden wir gerne noch diskutieren. Ob wir vor den Gipfeltagen schon loslegen, währenddessen noch mal woanders auftauchen oder danach gleich weitermachen, sollten wir diskutieren und es uns aber angesichts dessen, dass die Bullen schon auch immer mitbekommen, was wir so vorhaben, möglichst lange offen halten. Dazu brauchen wir ein gutes Kommunikationssystem, das den Anforderungen von flexiblen unberechenbaren und entschlossenen Gruppen gerecht wird, aber neben technischen Finessen auch direkte Begegnung, Vertrauen und persönlichen Austausch. Durch all das erhalten wir uns die verschiedenen Möglichkeiten, sie immer wieder überraschend anzugreifen.

Was sind Eure Überlegungen, Eure Pläne A, B und C? Wir freuen uns darauf, mit Euch weiter zu diskutieren und zu planen, z.B. in Warszawa im Februar, aber auch morgen Abend am Küchentisch...

[P.A.U.L.A. am 33. Dezember]