Vier Menschen bei G-8-Krawallen verletzt: Politstreit über Razzia

Hamburger Abendblatt 11. Mai 2007

Die große Razzia in der Roten Flora hat unter Politikern für Auseinandersetzungen gesorgt. Während SPD-Fraktionschef Michael Neumann die Maßnahme gegen die Globalisierungsgegner als “Konsequenz aus den Gewalttaten der letzten Monate” verteidigte, warnte die GAL vor einer “Kriminalisierung” der Gipfelgegner. Antje Möller kritisierte Zeitpunkt und Umfang der Aktion als “politisch und nicht polizeitaktisch begründet”. Karlheinz Warnholz (CDU) sagte hingegen: “Wir sollten froh sein, dass frühzeitig eingegriffen und Schlimmeres verhindert wurde.”

Die Bilanz der großen Demo gegen die Razzia in der Roten Flora: vier leicht Verletzte, neun Festnahmen, 15 kleine Feuer und zahllose Scherben auf den Straßen des Schanzenviertels. Bei der Aktion hatten Polizei und Bundesanwaltschaft gestern Morgen Beweise dafür gesucht, dass Besucher des Kulturzentrums eine “terroristische Vereinigung zur Verhinderung des geplanten G-8-Gipfels” planen wollten. Parallel waren mehrere Wohnungen und das Büro eines Schauspielhaus-Mitarbeiters durchsucht worden. Mehr als 2000 Demonstranten hatten sich von 20 Uhr an zunächst an einer friedlichen Protestkundgebung beteiligt. Nach Ende des Umzugs randalierten mehrere Hundert Menschen vor der Roten Flora, warfen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper. Eine Passantin erlitt eine Kopfplatzwunde, drei Beamte wurden leicht verletzt, mussten aber zum Glück nicht ins Krankenhaus. Bis etwa 3 Uhr hatten die Protestierer immer wieder Gegenstände auf die Straße geräumt. Die Polizei antwortete unter anderem mit Wasserwerfern (wir berichteten).

Die bei der von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe initiierten Razzia sichergestellten Unterlagen und Computer werden jetzt ausgewertet. Konkrete Ergebnisse gibt es noch nicht. Von den bundesweit 18 Verdächtigen, die an Anschlägen auf Häuser und Autos von Topmanagern beteiligt gewesen sein sollen, ist keiner in Haft genommen worden. Polizei und Verfassungsschutz befürchten, dass Hamburg während des G-8-Gipfels zum Treffpunkt militanter Gipfelgegner werden könnte.

flk, jel
erschienen am 11. Mai 2007

http://www.abendblatt.de/daten/2007/05/11/738739.html