G8: Händler sollen ihre Läden sichern

Ostsee Zeitung 5. mai 2007

Die Polizei erwartet während der großen Gegendemonstration in Rostock vor dem G8-Gipfel Krawalle. Sie warnt auf Flugblättern vor Übergriffen.

Rostock (OZ) Einen Monat vor Beginn des G8-Gipfels in Heiligendamm bereitet die Polizei die Öffentlichkeit auf mögliche Gewaltakte und Einschränkungen vor. Besondere Sorge bereitet ihr offenbar die große Gegendemonstration am 2. Juni in Rostock. Gestern verteilten Polizisten Flugblätter an Geschäftsleute in der Innenstadt. Inhalt: „Sichern Sie Ihre Warenauslagen, Werbetafeln, Möbel und Müllcontainer! Verzichten Sie auf die Präsentation hochwertiger Ware im Schaufenster!“

Aufregung bei den Händlern. „Mit eingeworfenen Schaufenstern und umgekippten Mülleimern ist dann wohl zu rechnen“, überlegt Wolff-Rüdiger Arppe, Inhaber eines Fotogeschäfts in der City. „Wir müssen alles einkalkulieren“, sagt die Besitzerin eines Juweliergeschäfts. Eine eiserne Rolltür sichert den Laden. „Notfalls wird sofort dichtgemacht.“

Demo-Planer Monty Schädel vom Rostocker Anti-G8-Bündnis bezeichnete die Warnung der Polizei als Zumutung. „Den Rostockern wird suggeriert, es kämen Kriminelle in die Stadt, die darauf aus sind, zu plündern und Chaos zu verbreiten.“ Polizei-Sprecher Ingolf Dinse sieht das anders. „Es ist mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zu rechnen.“ Einige Gipfelgegner hätten angekündigt, dass sie das öffentliche Leben lahmlegen wollen. „Wie sie das versuchen werden, ist unklar.“

Im Internet kündigen einzelne Gruppen an, was sie unter „sozialem Widerstand“ verstehen: „Es wäre unrealistisch, nicht davon auszugehen, dass es während des Gipfels zu brennenden Materialblockaden, Attacken auf den Sicherheitszaun oder Farbverschönerungen kommt“ – so eine Erklärung des NoLagers Bremen, das sich für Migranten einsetzt. Auch der Einsatz von Farbbeuteln und Pflastersteinen wird diskutiert.

„Drei bis fünf Prozent der Demonstrationsteilnehmer sind meist gewaltbereit“, schätzt Ingolf Dinse ein. Das betrifft nicht nur linksextreme Gruppen. Rechtsradikale wollen angeblich die Demo in Rostock unterwandern. Mit Personen- und Fahrzeugkontrollen wird die Polizei versuchen, „gewaltbereite Störer“ schon vor der Stadt herauszufiltern.

Der Andrang, das steht schon jetzt fest, wird sehr groß sein – erste Schätzungen gehen aktuell von rund 5000 reisebereiten Demonstranten aus. Sie kommen mit drei Sonderzügen und mit mindestens 50 Bussen aus ganz Deutschland. Geparkt wird an der B 105. „Die wird am 2. Juni in Rostock voraussichtlich komplett gesperrt sein“, so Schädel.

MARCUS STÖCKLIN

Wochenendausgabe, 05. Mai 2007

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