GSG 9 bereitet sich auf G8-Gipfel vor

Frankfurter Rundschau 30. April 2007
Sankt Augustin (ddp). Die deutschen Sicherheitsbehörden wollen für alle möglichen Gefahrenfälle beim G8-Treffen im Juni in Heiligendamm gewappnet sein. Deswegen bereitet sich auch die Anti-Terror-Einheit GSG 9 intensiv auf dieses Großereignis vor.

Mit einer Übung demonstrierten die Männer der berühmten Spezialeinheit in Anwesenheit des Staatssekretärs im Bundesinnenministerium, August Hanning, am Freitag auf ihrem Stationierungsort in Sankt Augustin bei Bonn ihre Einsatzbereitschaft.

Der Gast aus Berlin ließ wissen, dass die Terrorgefahren in den letzten Wochen noch gewachsen seien. “Das ist nicht nur ein Gefühl”, sagte Hanning. Im Ostseebad Heiligendamm bei Rostock treffen sich vom 6. bis 8. Juni die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands.

Seit über 20 Jahren sind G8-Gipfel immer wieder “Angriffsziele” vor allem von Globalisierungsgegnern. Die Geheimdienste befürchten aber auch Anschläge von islamistischen Terroristen.

In Heiligendamm wird es mit 12 000 Polizisten das größte Polizeiaufgebot in der Geschichte der Bundesrepublik geben. Es werden an die 100 000 Demonstranten aus dem In- und Ausland erwartet. Die GSG 9 der Bundespolizei ist spezialisiert auf die Bekämpfung terroristischer Attentate und schwerster Kriminalität.

Ihr Chef, der leitende Polizeidirektor Olaf Lindner, erklärte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp, seine Einheit werde das Bundeskriminalamt (BKA) und die Landespolizei von Mecklenburg-Vorpommern, die dort die Verantwortung trägt, unterstützen. “Aber in welchem Spektrum und mit welchen Aufträgen und Aufgaben das geschehen wird, dazu möchte ich keine Stellung nehmen”, erläuterte Lindner. “Wir werden während des Gipfels die ganze Zeit anwesend sein”, unterstrich er. “Wir werden uns dort im räumlichen Nahbereich aufhalten”, sagte Lindner.

In Sankt Augustin waren auch Vertreter von europäischen Spezialeinheiten zu Beratungen im Rahmen des “ATLAS”-Gremiums zu Gast. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von 32 polizeilichen Spezialeinheiten aus den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die speziell ausgebildeten Polizisten aus Dänemark, Belgien, Österreich und Tschechien beobachteten zusammen mit Hanning, wie sich die vermummten GSG 9 - Männer in Sekundenschnelle von einem Hubschrauber abseilten, um eine Geisel in einem Haus zu befreien.

Vorher waren schon andere Männer der GSG 9 mit Fallschirmen lautlos auf dem Gebäude gelandet. Über das professionelle Vorgehen zeigte sich der Präsident der europäischen “ATLAS-Gruppe”, der belgische Polizeioberst Eric Lievin, beeindruckt. Er wies darauf hin, dass die europäischen Anti-Terror-Spezialisten bei ihrer engen Kooperation jeweils in einem anderen Land üben, um sich für einen Ernstfall aufeinander einzustellen.

Weltbekannt wurde die GSG 9, als sie am 18. Oktober 1977 im somalischen Mogadischu 86 Geiseln aus der von arabischen Terroristen gekaperten Lufthansa-Maschine “Landshut” befreite.

Schon im Vorfeld der Konferenz in Heiligendamm, das mit einer hohen Mauer hermetisch abgesichert wird, hat es in einigen Bundesländern eine Anzahl von Straftaten von Globalisierungsgegnern gegeben. Sie richteten sich gegen Politiker, Firmen und Konzernbosse.

Die Protestwelle der gewaltbereiten Demonstranten hatte beim G8-Treffen der Politiker vor Jahren im italienischen Genua einen traurigen Höhepunkt erreicht. Die Delegationen mussten aus Sicherheitsgründen auf Schiffen untergebracht werden. Bei den Straßenschlachten kam einer der Protestler ums Leben.

Von ddp-Korrespondent Friedrich Kuhn

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