Feiern am Vorabend des 1. Mai bislang ruhig

rbb 1. Mai 2007 - 03:03

Die Polizei hat bei einem Fest zur Walpurgisnacht in Friedrichshain mehrere Personen vorläufig festgenommen. Ihnen werden unter anderem Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen, wie eine Polizeisprecherin am späten Abend sagte.

Auf dem Boxhagener Platz hatten sich nach dem Abschluss einer Demonstration linker Gruppen und einer Kundgebung mit Konzert unter dem Motto "Gegen Yuppisierung und Umstrukturierung - G8 verhindern" insgesamt etwa 1700 Personen versammelt, wie die Sprecherin weiter sagte.

Es flogen Glasflaschen und Feuerwerkskörper. Polizeibeamte setzten Augenzeugenberichten zufolge Pfefferspray ein. Warum die Situation eskalierte konnte noch nicht geklärt werden. Insgesamt wurden nach ersten Angaben der Polizei im Verlauf des Abends etwa 30 Personen vorläufig festgenommen.

Rund 600 Demonstranten waren zuvor vom Heinrichplatz in Kreuzberg zum Boxhagener Platz im östlichen Stadtteil Friedrichshain gezogen. Dort feierten bereits hunderte Menschen friedlich ein Kultur- und Politikfest. "Ich freue mich, dass die Walpurgisnacht bislang so ruhig verlaufen ist", sagte Polizei-Einsatzleiter Klaus Keese.

Das Konzept der ausgestreckten Hand bewähre sich. Die Polizei wollte nur bei Straftaten einschreiten und sich ansonsten zurückhalten. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Henkel, äußerte sich am Montagabend lobend über die Einsatzkräfte.

"Das Polizeikonzept überzeugt wie in den Jahren zuvor." Er hoffe zudem, dass die Drohgebärden der linksautonomen Szene keine gewalttätigen Folgen haben. Im Mauerpark feierten ebenfalls mehrere hundert Menschen.

In der Walpurgisnacht war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. 2006 nahm die Polizei 72 Personen vorübergehend fest.

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Polizeipräsident Dieter Glietsch rechneten mit einem friedlichen Verlauf der Walpurgisnacht und des Maifeiertags. Rund 5000 Beamte sind im Einsatz, darunter etwa 1000 Ordnungshüter aus anderen Bundesländern. Gegen Krawallmacher ist eine neue Berliner Spezialeinheit unterwegs. Die knapp hundert Zivilbeamten sollen Gewalttaten schon in der Vorbereitung unterbinden oder Rädelsführer sofort festnehmen, so Polizeisprecher Bernhard Schodrowski.

Vor 20 Jahren, am 1. Mai 1987, hatten sich in Kreuzberg im damaligen West-Berlin Randalierer eine Straßenschlacht mit der Polizei geliefert. Weit über 30 Geschäfte wurden geplündert und Autos in Brand gesteckt. Seither kam es immer wieder zu Gewaltausbrüchen am 1. Mai in Berlin, nach der Wiedervereinigung außer in Kreuzberg auch zeitweise in den östlichen Stadtteilen Mitte und Friedrichshain. In den beiden letzten Jahren ging es aber deutlich friedlicher zu als zuvor.

Nach Einschätzung von Innensenator Körting gibt es trotz des bevorstehenden G8-Gipfels der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands in Heiligendamm keine Hinweise auf Gewalttaten. Es sei auch nicht zu erwarten, dass Demonstranten aus anderen Städten nach Berlin reisen, sagte Körting im Inforadio des RBB.

Stand: 30.04.2007 23:35