Gefängnisaufstand in Griechenland

indymedia 30. April 2007
Heike Schrader
Ein am 23.4. in einem Gefaengnis startenden Aufstand hat sich am folgenden Tag ueber ganz Griechenland ausgebreitet. Mit Einsatz von Sondereinheiten wurde inzwischen zwar drinnen weitgehend "die Lage unter Kontrolle gebracht". Demonstrationen und militante Aktionen im ganzen Land unterstuetzen auch nach Niederschlagung des Aufstandes drinnen, von draußen die Forderungen der Gefangenen nach menschenwuerdigen Haftbedingungen und Änderungen im Strafvollzug. Darüber hinaus gilt aber für die Anarchisten im Lande nach wie vor die Parole "Freiheit für alle Gefangenen".
Aufstand der Eingesperrten
Revolte gegen menschenunwürdige Haftbedingungen in Griechenland
Heike Schrader, Athen

Aufruhr herrschte Ende April in vielen Gefängnissen Griechenlands. In den Gefängnissen von Larissa, Korfu, Patras, Trikalon, Chania, Nafplion, Thessaloniki, Korydallos und Malandrinon verweigerten Gefangene am 24. April das Essen, besetzten Flure, und Dachterrassen und zündeten Feuer in Gefängnishöfen an. Auslöser des Aufstandes war die Misshandlung des in im zentralgriechischen Malandrinon eingesperrten Anarchisten Giannis Dimitrakis durch das Gefängnispersonal am 23. April. Aus Solidarität aber auch aus Protest gegen die eigenen Haftbedingungen schlossen sich am nächsten Tag Hunderte von Gefangenen anderer Gefängnisse dem Aufstand in Malandrinon an. Von den im Gefängnis von Korydallos eingesperrten politischen Gefangenen aus dem 17N Prozess verweigerten Dimitris Koufodinas, die Brüder Christodoulos, Savvas und Vassilis Xiros, Iraklis Kostaris, Kostas Karatsolis, Thomas Serifis und Sotiris Kondylis das Essen.
Noch bis zum Abend des Dienstag, 24. April, wurde der Aufstand in den meisten Gefängnissen, nach Angabe aus Polizeikreisen „unter moderatem Einsatz von Tränengas“, zurückgedrängt. Zwei Verletzte Gefangene und stundenlange Schlachten im Gefängnis von Korydallos geben ein anderes Bild vom Einsatz der „Ordnungshüter“. Am Mittwoch Morgen drang die Polizei auch in das Gebäude des Gefängnisses von Malandrinon ein. Etwa 250 Gefangene hielten bis zum Donnerstag Nachmittag noch die Dachterrassen des Gefängnisses besetzt, bevor sie einer Rückkehr in die Zellen zustimmten.
Die Forderungen der Gefangenen reichen von Ablösung des Personals in Malandrinon über Verbesserung der Haftbedingungen bis zu Änderungen des Strafvollzugs, darunter Reduzierungen der mindestens abzusitzenden Zeit für Lebenslänglich von 20 auf 12 Jahre. Besonders beklagen sich die Gefangenen in Griechenland über Menschenrechtsverletzende Behandlung wie Beleidigungen oder körperliche Misshandlungen durch das Gefängnispersonal, Beschwerden, die auch vom griechischen Ombudsmann, von Rechtsanwälten und von unabhängigen Menschenrechtsorganisationen bestätigt werden. Außerdem weisen die Gefangenen auf Missstände, wie tagelang fehlende heißes Wasser oder Strom und vor allem darauf hin, dass die Gefangenen in Zellen zusammengepfercht werden, die für nicht einmal die Hälfte der eingesperrten Menschen konstruiert sind.
Griechenland wird immer wieder von der Menschenrechtskommission der EU zur Verbesserung der Situation in den Gefängnissen aufgefordert, in denen sogar Todesfälle wegen mangelnder medizinischer Betreuung besonders untern den einsitzenden Drogenabhängigen geradezu an der Tagesordnung sind.
Das griechische Justizministerium lehnte die Forderungen der Gefangenen als größtenteils unerfüllbar ab. „Der Staat verhandelt nicht über den Respekt für die und die Einhaltung der Gesetze“, erklärte Justizminister Papaligouras bevor er stattdessen Einheiten der Sonderpolizei einsetzen ließ.
Aus dem ganzen Land, besonders aber aus der Landeshauptstadt Athen waren während des Gefängnisaufstandes aber auch noch Tage danach zu zahlreiche Solidaritätsaktionen zu verzeichnen. Neben Motorraddemonstrationen vor die aufständischen Knäste gab es Demonstrationen in den Innenstädten aber auch zahlreiche militante Aktionen wie Molotow- und Gasbombenangriffe auf Banken und staatliche Einrichtungen. In Athen wurden zwei Polizeiwachen mit Molotowbrandsätzen angegriffen und zahlreiche Polizeifahrzeuge verbrannt. Auch ein Wagen der uruguayischen Botschaft ging in Flammen auf.