Japaner übten schon mal den Anflug auf Laage

Ostsee Zeitung 19. April 2007

Zwölf Staats-Flieger landen zum G8-Gipfel in Rostock-Laage. Ein riesiger Sicherheitsaufwand für den kleinen Flughafen.

Laage (OZ) Große Augen bei den Schaulustigen gestern auf der Aussichtsplatttform am Flughafen Laage. Ein Jumbo 747-400 mit 71 Meter Länge setzt kurz auf der Landebahn auf, Reifen quietschen und qualmen, dann startet der Flieger durch und hebt wieder ab. Einer fragt: „Warum landet der nicht?“ Ein anderer weiß: „Zu windig.“ Denkste! Der Pilot der japanischen Regierung dachte gar nicht daran zu landen. Der wollte nur üben. „Touch and Go“ heißt das in der Fliegersprache.

Die Vorabdelegation Japans schaute sich gestern für den G8-Besuch ihres Premiers Shinzo Abe am 6. Juni in Heiligendamm auf dem Flughafen Rostock-Laage um. Unter den Augen des japanischen Verteidigungsattachés in Berlin, Oberst Hiroshi Yasui, wurden Sicherheitsfragen geklärt: „Wir müssen erfahren, ob unsere Maschinen problemlos hier in Laage starten und landen können.“

Für den Flughafen eine Sternstunde. Uwe Heintze, zweiter Geschäftsführer am Flughafen, sagte: „Das ist eine Herausforderung für uns. Noch nie hat ein Regionalflughafen einen G8-Gipfel abgefertigt.“ Großer Bahnhof am kleinen Flughafen also. Da einige der acht Nationen mit Ersatzmaschinen anreisen und die EU einen Flieger aus Brüssel schickt, muss der Flughafen am 6. Juni zwölf Maschinen im Stundentakt abfertigen. Davon neun mit Staatsempfang.

Dazu kommen am 8. Juni voraussichtlich Gastdelegationen afrikanischer Länder sowie aus Brasilien, Mexiko, Südafrika, Indien, China. Heintze: „Wir haben nicht viele Flächen, wo wir solche großen Maschinen abfertigen, rangieren und parken können.“ Daher gibt es schon jetzt einen Plan, wo welcher Flieger steht.

Auffällig: Die Maschinen aus Washington, die „Air Force One – eine Boeing 747-200 – und eine Boeing 757 mit 70 Meter Länge, stehen völlig abseits.

Die japanische Delegation ist die einzige, die den Flughafen exakt begutachtet. Die Japaner proben die gesamte Prozedur vom Landen, Rangieren, Abfertigen, Parken bis zum Abheben. Eigentlich auch bei Besuchen der US-Regierung üblich. Die jedoch kennen Laage vom Bush-Besuch 2006.

Alle anderen Nationen verlassen sich auf den Sicherheitscheck des Außenministeriums. Dort nämlich sind alle Sicherheitsfragen angesiedelt. Heintze: „Damit haben wir nichts zu tun. Wir sind Service-Dienstleister und fertigen Flugzeuge ab.“

Für die zwölf Maschinen muss der Regionalflughafen 150 große und kleine Spezialgeräte anmieten. Treppen, Lifter, Ladebänder, Catering-Trucks, Dollys, Schleppzüge. Von Shell werden Tankwagen angemietet. Anfang dieser Woche wurde ein Spezialschlepper für die Boeing 747-400 aus Amsterdam per Tieflader nach Laage transportiert. Samt Personal, da die Mitarbeiter in Laage auf diesen Geräten nicht geschult sind. „Das kostet uns aber nichts. Das zahlen die Airlines der Länder.“ Denn Regierungsflieger mit hohem Besuch an Bord werden geschäftlich vom Flughafen genauso behandelt wie jede andere Airline.

MICHAEL MEYER