Block G8: Öffentliches Aktionstraining

de.indymedia.org 16. April 2007

Den G8 blockieren - wie geht das? Einen Vorgeschmack auf die Antwort lieferte das Öffentliche Aktionstraining von Block G8 am 15.4.2007 direkt am Sperrzaun rund um Heiligendamm. Das Aktionstraining fand im Rahmen des Zaunspaziergangs statt, der wiederum den Abschluss der 3. Internationalen Aktionskonferenz in Rostock bildete.
Für die Blockaden des G8-Gipfels 2007 gibt es mehrere Konzepte und Vorbereitungen. Eine davon ist die Kampagne Block G8, die zu Massenblockaden auf den Zufahrtsstraßen aufruft.

Bei der Aktionskonferenz, die vom 13.-15.4. in Rostock stattfand, wurde das Thema Blockaden in mehreren gut besuchten AGs behandelt.

Es begann mit einer gemeinsamen Präsentation der verschiedenen Blockadekonzepte, um den Teilnehmenden einen Überblick zu ermöglichen. Dies war auch als bewußtes Signal an die Bewegung und an die Öffentlichkeit gedacht, dass sich die verschiedenen Blockadevorbereitungen nicht als Konkurrenz begreifen, sondern in dem Bewusstsein handeln, dass nur alle gemeinsam das Ziel der Delegitimierung des G8 in Aktion - also erfolgreiche Blockaden - realisieren können.

Anschließend gab es einen Workshop speziell zum Konzept Block G8 und auch ein praktisches Training, in dem die zwei grundlegenden Phasen von Blockaden geprobt wurden. In der Bewegungsphase geht es darum, den Blockadepunkt zu erreichen. Dabei geht es darum, nicht auf die absehbare Eskalationsstrategie der Polizei einzusteigen, sondern die Absperrungen z.B. zu umgehen, mit kreativen Methoden durchlässig zu machen oder zu umfliessen. In der zweiten Phase geht es um das Bleiben am Blockadepunkt - also darum, einer Räumung solidarisch mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams zu widerstehen. Hierbei werden sich einige hinsetzen, während andere im Stehen blockieren. All dies wurde praktisch geübt und von den Teilnehmenden überwiegend als motivierende und wertvolle Erfahrung bezeichnet.

Interessant ist vor allem die praktische Erkenntnis, dass es tatsächlich möglich ist, mit den gezeigten Methoden Polizeiketten zu überwinden.

Im Rahmen der Aktionskonferenz konnte das Trainig nur sehr kurz und gerafft sein - entsprechende Veranstaltungen mit mehr Zeit werden in den nächsten Wochen in vielen Städten noch angeboten werden.
Am Sonntag wurde die Übung dann als öffentliche Vorführung - vor allem für die Presse -wiederholt. Das Interesse war riesig. Ungefähr ein Dutzend Kameras und noch mehr FotojournalistInnen waren anwesend, als etwa 20 AktivistInnen in die Rolle des Team Green schlüpften und eine Polizeikette vor der Straße nach Heiligendamm bildeten. Dann kam eine Gruppe von etwa 50 BlockiererInnen aus dem Wald auf die Straße zu, teilte sich auf und strebte zielstrebig auf die Straße zu. Obwohl die “Polizisten” sich redlich mühten, die BlockierInnen aufzuhalten, gelang es diesen relativ leicht die Absperrung zu überwinden. Zwar konnten einzelne gestoppt werden, aber der Großteil der Gruppe kam durch und formte auf der Straße direkt am Zaun sitzende und stehende Blockadereihen. Es schloss sich eine fingierte Räumung an, die allerdings abgebrochen werden musste, weil sie zu lange gedauert hätte.

Das tatsächliche Team Green betrachtete derweil bei strahlendem Sonnenschein, schwitzend in ihren dicken Jacken und Panzerungen, interessiert das Schauspiel.

Allen war klar, dass die Realität im Juni 2007 in vielerlei Hinsicht anders aussehen wird. Es wird wahrscheinlich das hundertfache an BlockierInnen auf die Straße streben, und auch die Polizei wird viel zahlreicher und natürlich wesentlich brutaler sein. Aber auch die kursierenden Zahlen von 16.000 - 18.000 Cops werden in der konkreten Situation dennoch deuten, dass wir deutlich in der Überzahl sein werden. Schließlich haben die Polizeitruppen viele Punkte zu sichern, müssen sich in Schichten ablösen usw.

Insofern sollte dieses demonstrative Schauspiel allen Mut machen, dass Widerstand und dass blockaden möglich sein werden - und dass im Juni 2007 die polizeilichen Kontrollstrategien an der Masse, der Kreativität und der Entschlossenheit der BlockierInnen scheitern werden.

Nach dem öffentlichen Blockadetraining ging es mit etwa 300 DemonstrantInnen immer in Sichtweite des Sperrzauns bis nach Heiligendamm. Dort führte die Polizei in unfreiwillger Komik ebenfalls eine Übung auf, in dem sie noch immer in dicker Montur eine Kette über den Ostseestrand zog, damit die badenden und sich sonnenden DemonstratInnen nicht etwa direkt bis zum Kempinski Hotel vordringen konnten.

Hier noch zwei Links zu Videos vom Blckadetraining in den Mainstream-Medien:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/6/0,4070,5264678-0,00.html
http://www.spiegel.de/multimediauebersicht/ (dort auf G8-Proteste klicken)

P.S.: Auf das Verpixeln der Gesichter TeilnehmerInnen des Blockadetrainings haben wir verzichtet, da fast genau die gleichen Bilder in zahlreichen Mainstreammedien enthalten sind und alle Teilnehmenden bewusst an einer Aktion teilgenommen haben, die genau solche Bilder produzieren sollte.

http://www.block-g8.org

http://de.indymedia.org/2007/04/173227.shtml