»Resonanz war nicht die, die wir erwartet hatten«

16. April 2007

Aktionskonferenz der Bewegung gegen den G-8-Gipfel wollte über Ziele des Protests aufklären. Ein Gespräch mit Monty Schädel
Interview: Claudia Wangerin

Monty Schädel ist Bundesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegenerInnen (DFG-VK) und Koordinator des Rostocker Bündnisses für die Proteste gegen den G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm

Wie war die Beteiligung an der G-8-Aktionskonferenz am Wochenende in Rostock und was wurde besprochen?

Die Beteiligung war recht gut, wenn man bedenkt, daß Rostock beziehungsweise Heiligendamm nun mal eher an der Peripherie liegen. Wir hatten immerhin 350 bis 400 Teilnehmer. Die Aktionskonferenz der Gesamtkoordination schloß sich am Freitag abend an die internationale Konferenz des Dissent-Netzwerkes mit Teilnehmern aus ganz Europa und zum Teil auch aus Asien an. Gesprochen wurde über die organisatorischen Feinheiten des Protestes gegen den G-8-Gipfel bei der geplanten Großdemonstration und im alternativen Medienzentrum, über Aufgabenverteilung und Mobilisierung.

Sie haben auch den Kontakt zur Bevölkerung gesucht, um der Dämonisierung der Gipfelgegner durch Polizei und Verfassungsschutzbehörden entgegenzuwirken. Wie waren die Reaktionen?

Die Konferenz war darauf ausgerichtet, mit zwei großen öffentlichen Veranstaltungen an einem neutralen Ort, also außerhalb der Konferenztagungsorte, die Bevölkerung einzubeziehen und darüber zu informieren: Was wollen G-8-Gegner, welche Alternativen wollen Globalisierungskritiker, wieso sind sie überhaupt dagegen? Das hat nach meinem Dafürhalten nicht wirklich geklappt, was unterschiedliche Gründe haben kann. Einer war ganz sicher das schöne Wetter. Andererseits ist es auch einfach noch zwei Monate hin.

Wo hat die Aktionskonferenz getagt, und wie war die Infrastruktur?

Unsere Konferenzteilnehmer haben überwiegend in einer Schule übernachtet, die uns von der Stadt Rostock zur Verfügung gestellt wurde. Das war allerdings ein abrißreifes Haus ohne Telefonleitungen. Auch die Stromleitungen waren an verschiedenen Stellen gekappt. Da haben die meisten von uns übernachtet. Das Gebäude wird jetzt von ehrenamtlich engagierten Leuten zur Organisationszentrale des Protestes ausgebaut.

Haben Sie dort eher positive oder negative Reaktionen von Anwohnern mitbekommen?

Im Rostocker Stadtteil Evershagen, wo sich die Schule befindet, haben sich einige Anwohner beschwert, daß von den Rasenflächen ringsherum nach einer Party niemand den Müll weggeräumt hätte. Andererseits gab es auch verständnislose Reaktionen von Leuten, die ihrem Sport nicht nachgehen konnten, weil unsere Konferenz in der Schulsporthalle stattfand. Das konnten die teilweise gar nicht verstehen; sie sagten, wir sollten mit unserem Mist doch woanders hingehen. Das waren die beiden Highlights im negativen Bereich.

Positiv ist zu erwähnen, daß trotz des schönen Wetters 30 oder 40 Leute aus der Rostocker Bevölkerung an unseren Veranstaltungen teilnahmen, die bisher nicht zur Bewegung gehörten. Die Resonanz war aber insgesamt nicht die, die wir erwartet hatten, zumal die Veranstaltungen in einer großen Rostocker Kirche durchgeführt wurden, also einem relativ neutralen Ort. Dafür brachten diejenigen, die gekommen sind, auch gleich die Bereitschaft mit, sich zu engagieren.

Entlang des Sicherheitszauns um den Tagungsort des G-8-Gipfels war zum Abschluß der Konferenz ein »Zaunspaziergang« angekündigt.
Das hat eine unrühmliche Vorgeschichte: daß Menschen, die eine angemeldete Demonstration entlang des Sicherheitszauns vorbereiten wollten, schon Platzverweise bekamen, als sie die Demonstra­tionsroute abgehen wollten. Das ist, wie ich meine, ein unerhörter Eingriff in das Demonstra­tionsrecht und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Und vor allen Dingen: Wenn schon jetzt bei einer relativ kleinen Gruppe von 300 bis 500 Leuten solche Maßnahmen ergriffen und Verfahren eingeleitet werden, dann läßt das für die Zeit während des Gipfels Böses ahnen. Die Demonstration wurde nicht direkt am Zaun genehmigt, sondern durfte lediglich an zwei Stellen den Zaun passieren. Direkt am Zaun wurde sie mit der Begründung untersagt, daß es sich um ein Privatgelände handele. Einen Zaun darf man dort bauen – demonstrieren wohl nicht.