Bitte nicht lächeln!

Ostsee Zeitung 3. April 2007

Das Bundeskriminalamt bittet zum Fototermin nach Heiligendamm: Wer während des G8-Treffens ins Seebad muss, wird abgelichtet.

Heiligendamm (OZ) Ein richtiges Fotostudio haben die Beamten vom Bundeskriminalamt (BKA) in der ehemaligen Kunsthochschule von Heiligendamm aufgebaut. Lampen mit riesigen schwarzen Schirmen zielen auf einen kleinen Hocker, der vor einer weißen Hintergrundleinwand aufgestellt ist. Das Tageslicht ist ausgesperrt. Typisch G8-Vorbereitung: Nichts soll dem Zufall überlassen werden.

Ab 30. Mai wird der Zaun um den Ort zur Absicherung des Treffens der Staatschefs der führenden Industrienationen (G8) geschlossen. Wer dann ins Seebad will, muss sich registrieren lassen. Ein Foto für den speziellen Ausweis gehört dazu. Selbst für Kinder gilt keine Ausnahme: Seit vergangenem Freitag werden alle Heiligendammer und ihre Gäste zum Passbildtermin gebeten, heute ist der letzte Termin. „Rund 450 Menschen waren schon da“, sagt Polizeisprecher Axel Falkenberg.

Gestern ging es ruhig zu. Rainer Friedemann (65) und seine Frau Iris-Dörthe (67) aus Heiligendamm stehen bereit. Der Raum atmet eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen Wahllokal und Zahnarztpraxis angesiedelt ist. Friedemann muss seinen Personalausweis zeigen. Gerade wird der Hocker frei – der Nächste bitte. Die blonde Fotografin des BKA nimmt Maß. „Ein neutrales Gesicht bitte, die Lippen geschlossen“, sagt sie zu Friedemann. Lächeln ist auf den Frontalfotos nicht erwünscht. Knips – fertig.

„Die Ausweise werden im Mai ausgeteilt, wir haben ja die Adressen“, sagt Falkenberg. Über genaue Details der Vergabe würde im Ort noch per Infomobil Mitte April informiert. Dass Datenschützer mit dem Prozedere um die Registrierung der Bürger Schwierigkeiten haben (OZ berichtete), können die Friedemanns nicht nachvollziehen. „Kontrolle ist wichtig“, sagt der 65-Jährige. Seine Frau bezeichnet die ganzen Regelungen sogar als großzügig: „Dass alle Kleingärtner auch während der Tage des Gipfels nach Heiligendamm dürfen, hätte auch verboten sein können“, findet sie.

Auch um das Seebad herum schreiten die Arbeiten sichtbar voran. Bis Ostern sollen elf der zwölf Kilometer Hochsicherheitszaun fertig sein. Und da, wo das Gittermonstrum die Zufahrtsstraße überquert, haben Bauleute gewaltige Betonsockel eingelassen. „Fundamente für die Tor-Konstruktion“, klärt Falkenberg auf.

NICK VOGLER