Um zu zeigen, wir sind noch da

Neus Deutschland 30. März 2007

Hanna Poddig von Robin Wood über die Proteste der Organisation gegen den G 8-Gipfel

Hanna Poddig ist Aktivistin der Umweltor- ganisation Robin Wood. Poddig arbeitet zur Zeit außerdem in dem Bündnis aus Gewerkschaften, Sozialen Verbänden und Umweltorganisationen mit, die eine Großdemonstration gegen den G 8-Gipfel in Heiligendamm planen. Mit ihr sprach Susanne Götze.

ND: Robin Wood ist für spektakuläre Aktionen bekannt: Werdet ihr auch in Heiligendamm beim Anti-G8-Protest mit gewagten Kletterevents dabei sein?

Poddig: Wir sind ja nicht nur dafür bekannt, sondern bedienen uns vieler Widerstandsformen. Natürlich werden wir uns in der ein oder anderen Weise einbringen. Zur Zeit befinden wir uns aber noch in der Planungsphase. Doch selbst wenn es schon feststünde, würden wir es natürlich nicht öffentlich machen.

Was ist eure Motivation, nach Heiligendamm zu fahren?

Ich glaube, es ist ganz ähnlich wie bei den Castortransporten. Der G 8-Gipfel ist ein Anlass, bei dem man ein beindruckendes Zeichen setzen kann. Für eine kurze Zeit kommen ganz viele Leute zusammen, die das als eine Möglichkeit sehen, Protest und Widerstand auszuüben. Ich finde es wichtig, sich daran zu beteiligen, weil es einfach ganz deutlich macht: Wir sind viele, wir können was bewegen – wir sind noch da und wir haben eine Stimme.

Was haben Themen wie der Schutz des Tropenwaldes und nachhaltige Energiepolitik für euch mit der G 8-Politik zu tun?

Gerade im Bereich Energie ist der Zusammenhang relativ leicht zu sehen: Auf dem letzten Gipfeltreffen in Petersburg wurde darüber geredet, wie wir aus dem Dilemma des Klimawandels rauskommen und wie wir die Veränderungen des Weltklimas in erträglichen Grenzen halten können. Ein maßgeblicher Punkt ist da natürlich die Energieerzeugung. Gerade die Industrieländer sind hier bekanntlich die Spitzenreiter im CO2-Ausstoß. Deshalb sind das schon Themen, die sehr eng miteinander verflochten sind.

Umweltthemen spielten bisher auf G 8-Gipfeln trotzdem eine relativ untergeordnete Rolle. Sollten die G 8 die Umweltpolitik mehr in den Vordergrund stellen und was müssten sie an ihrer Politik ändern?

Wir sind gar nicht der Meinung, dass die G 8 als solche etwas Bestimmtes tun sollten. Sie haben gar keine Legitimation, Entscheidungen zu fällen. Wir sind dagegen, dass sie sich zur Weltregierung ernannt haben und jetzt über Dinge entscheiden, ohne dass sie in irgendeiner Form legitimiert dafür sind. Es müsste auf jeden Fall eine parlamentarische Kontrolle geben.

Findet ihr, dass das Thema auch bei linken Protesten zu kurz kommt?

Ich würde da nicht das eine über das andere stellen. Ich glaube Umweltthemen sind eine sehr wichtige Facette des gemeinsamen Widerstandes. Doch Migrations- und Abschiebepolitik oder Kriegsfragen sind genauso wichtig. Umwelt setzt zwar woanders an, aber im Grunde sind das gleichwertige Aktionsfelder.

Ihr fühlt euch also bei der Vorbereitung der G 8-Proteste angemessen vertreten?

Ja. Ein Beispiel ist das Bündnis, dass zur Großdemo aufruft. Unter den Erstunterzeichnern sind auch Greenpeace und X-Tausend-Mal Quer, die die Proteste in Gorleben initiieren. Daran sieht man, dass der Umweltbereich durchaus vertreten ist. Auch im Aufruf stehen explizit der Atomausstieg und andere ökologische Forderungen.

Auf dem Anti-G 8-Gipfel in Gleneagles 2005 gab es einen Protesttag zum Thema Klimawandel. Ist so etwas dieses Mal auch geplant?

Nein, das ist nicht vorgesehen. Aber es wird auch Aktionstage zu verschiedenen Themen geben: zu Landwirtschaft, Migration sowie zu Militarismus, Krieg, Folter. Wobei man sich beim Aktionstag Landwirtschaft mit den Robin-Wood-Themen sehr gut einbringen kann.

30.03.07