Biokost zum Gipfel

Ostsee Zeitung 23. März 2007

Gestern gab es einen Vorgeschmack auf die Versorgung der Journalisten zum G8-Gipfel: Serviert und gegessen werden einheimische Produkte.

Demen (OZ) Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Und das ist in Mecklenburg-Vorpommern Bismarckhering, Wildschinken und Ziegenkäse. Da wird auch für die 3000 erwarteten Gipfel-Journalisten keine Ausnahme gemacht. Kein Sushi für japanische Kollegen, keine Pelmeni für die Russen. Regional, Bio und kalt – das ist die Vorgabe des Bundespresseamtes für die Versorgung der Journalisten zum G 8-Gipfel im Medienzentrum in Kühlungsborn.

Mit dem Rund-um-die-Uhr-Catering vom 5. bis 8. Juni wurde der Verein Agrarmarketing MV betraut. Geschäftsführerin Jarste Weuffen lud gestern zur Verkostung. Auf silbernen Tabletts wurden sie präsentiert – die Brötchen, belegt mit Käse und Salami, Lachs und Matjes und natürlich Bismarckhering, mit Putenwurst und Wildschinken. Garniert mit viel Salatblättern, Paprika und Tomate. Lecker, aber hausbacken.

Der Verein hat zwei „Unterauftragnehmer“ verpflichtet. Die rogatec GmbH aus Rostock wird das Vorbereitungszelt in Kühlungsborn mit Küchentechnik ausstatten, die UWM Kulinaria GmbH aus Demen (Landkreis Parchim) übernimmt das Catering und verarbeitet die Rohstoffe von 20 Zulieferern aus ganz Mecklenburg-Vorpommern. „Zu zwei Dritteln sind dies Bioprodukte“, verspricht Vereinschefin Weuffen. Es werde auch nur „fair gehandelter Kaffee und Tee“ ausgeschenkt. Das jedoch in Größenordnungen. Etwa 1,3 Tonnen Kaffee müssten seine Leute pro Schicht schleppen, hat UWM-Geschäftsführer Wolfgang Höfer ausgerechnet. „Ein Journalist trinkt wohl einen dreiviertel Liter pro Tag“, glaubt er.

Den Bierdurst der Kollegen stillen übrigens die Lübzer Brauerei und die Hanseatische Brauerei Rostock. 40 Hektoliter Rostocker Pils, Dunkel und Lemon hat Brauereichef Wolfhard Buß schon mal kalkuliert. Wasser kommt aus Güstrow, auch AfriCola, Fruchtsäfte aus Dodow bei Ludwigslust. „Alle Getränke sind aus Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Weuffen.

Die Mengen sind ein Spiel mit Unbekannten. „Wir müssen im Küchenzelt flexibel sein“, erklärt Caterer Höfer. Er plant mit 25 000 Brötchen für den Einsatz. Zum Schmieren hat er für die eigenen Leute Verstärkung aus drei Gymnasien (Crivitz, Boizenburg, Hagenow) geholt. Für die Schüler ist die „Gipfel-Ausbildung“ Projektkurs. Sie lernen was über Hygiene, Teller tragen und „kreativ“ Brötchen belegen. Ab April kommt noch ein Sprachintensivkurs hinzu: englisch, französisch und russisch. Damit die jungen Leute den Gästen genau erklären können, was ihnen Meck-Pomm da auftischt.

Maika Look vom Crivitzer Gymnasium findet das toll, auch wenn sie das Kellnern noch üben muss. Die 18-Jährige ist beruflich etwas unentschlossen und hofft auf einen Impuls bei Gesprächen im Medienzelt. „Journalismus interessiert mich schon.“ Insgesamt 80 Leute, zur Hälfte Schüler, hat Höfer in Kühlungsborn im Einsatz. Zum Auftischen und Abwaschen, zum Servieren und Abräumen. „Aber auch Logistiker, die für ständigen Nachschub sorgen.“
Alle werden in gelbe Shirts und dunkelblaue Schürzen gesteckt und so als Servicekräfte gut zu erkennen sein.

Jarste Weuffen vom Agrarmarketingverein war mit der gestrigen Präsentation nicht zufrieden. „Da wird noch einiges verändert“, kündigt sie an. So könnten nicht alle Zulieferer berücksichtigt werden. „Wir brauchen zum Beispiel nicht zwei Wildanbieter“, sagt Weuffen. Eine Entscheidung muss fallen zwischen der Anklamer Fleisch- und Wurstwaren GmbH und der Mecklenburger Fleischwaren GmbH, die sich mit Wildschinken und -salami beworben hatten. Einheimische Kost für internationale Gäste. Die Idee ist gut, an der Umsetzung muss noch gefeilt werden.

DORIS KESSELRING