G8-Gegner wollen keine weiten Wege

Ostsee Zeitung 13. März 2007

Reddelich als Camp für G8-Gegner steht fest. Als weitere Standorte sind Bastorf und zwei Orte nahe Kröpelin im Gespräch.

Lambrechtshagen Die Nachricht vom möglichen Camp für Gipfelgegner in Lambrechtshagen erstaunte gestern Bürgermeister Gerhard Matthies. „Ich habe das munkeln gehört. Aber offiziell liegt mir nichts vor“. Matthies sagt: „Ich bin persönlich sehr stolz, dass in unserem Land der Gipfel der Staats-und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands stattfindet“. Das mache die Region bekannt.

In der zuständigen Amtsverwaltung Warnow-West liegt ebenfalls noch kein Antrag für Lambrechtshagen als Camp-Standort für Gipfelgegner vor. „Wir wissen das nur von der Polizei“, sagt die Leitende Verwaltungsbeamtin Hildegard Schulz. Das Amt habe die Polizei darauf aufmerksam gemacht, was alles bedacht werden müsse, wenn in Lambrechtshagen ein Camp errichtet werde. Derzeit hätte man im Amt wenig Erfahrung. Es seien Mitarbeiter bestimmt worden, die sich um solche Fragen kümmern, falls ein Standort infrage komme.

Adolf Riekenberg vom Camp-Vorbereitungskomitee Attack verweist auf den Standort Reddelich für Gipfel-Gegner als Basiscamp. Man sei froh, dass die Polizei den Rückzug von der Fläche angekündigt habe. „Wir suchen nach weiteren Flächen, die in Fußnähe von einer Stunde zu Heiligendamm liegen“, so Riekenberg. Zur Diskussion sollen unter anderem Bastorf, Jennewitz und ein weiterer Ort in der Nähe von Kröpelin stehen. Lambrechtshagen als Camp habe die Polizei ins Gespräch gebracht. „Wir haben uns das Gelände genauer angesehen und mussten sehen, dass da eine Autowerkstatt und ein Schrottplatz drauf sind“, sagt Riekenberg. Das sei unakzeptabel. Die Fläche, die ein Privatmann zur Verfügung stellen könne, sei anstelle der gemeldeten zehn Hektar lediglich zwei Hektar groß. Und effektiv nutzbar seien weniger als ein Hektar. So hätten lediglich 400 Menschen hier Platz. Es sei nicht sinnvoll, den Landkreis mit mehr als 50 Kleinstcamps für die Unterbringung von Demonstranten zu überziehen. Vollmundige Erklärungen der Polizei zum Campplatz in Lambrechtshagen wertet die Verhandlungsgruppe der Camping AG als Propaganda, „um von dem überzogenen Sicherheitskonzept abzulenken“.

Axel Falkenberg, Sprecher des Planungsstabes der Polizei, kann die Aufregung nicht verstehen. Den Standort Lambrechtshagen habe die Camping AG selbst ins Gespräch gebracht und Kontakt mit dem Eigentümer der Fläche aufgenommen. „Wir haben großes Interesse, mit der Camping AG vernünftig zusammenzuarbeiten“, betont Falkenberg. Riekenberg wünscht sich wiederum von der Polizei ein Verhalten, das mehr Sensibilität an den Tag lege, um Probleme der ausstehenden Campflächen zu lösen.

Die Polizei habe von 35 Objekten acht als unbedenklich erklärt. Für Steffen Bockhahn vom Vorbereitungskomitee der Linkspartei. PDS wäre Lambrechtshagen in Ordnung gegangen. „Man sollte aber auf jeden Fall die Chance nutzen und die Bevölkerung gut über den Gipfel aufklären“.

WOLFGANG THIEL