G8-Gegner mit Campflächen unzufrieden - Psychologe warnt

Märkische Oderzeitung 11. März 2007

Rostock (dpa) Gegner des G8-Gipfels sind mit einem an der Westgrenze von Rostock angebotenen Campplatz unzufrieden. Die Fläche in Lambrechtshagen sei anstelle der gemeldeten zehn Hektar nur zwei Hektar groß, davon wiederum sei nur ein Hektar nutzbar, teilte die Camp AG am Sonntag mit. Diese Fläche würde nur Platz für etwa 400 Menschen bieten. Es sei nicht sinnvoll, den Landkreis mit mehr als 50 Kleinstcamps für die Unterbringung der Demonstranten zu überziehen. Man brauche Camps, die den Demonstranten einen zumutbaren Fußweg zu den Protestorten ermöglichen.

Der Rostocker Psychologe Peter Kropp warnte davor, den in Rostock erwarteten Demonstranten nicht genügend Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. “Es gibt nichts Schlimmeres, als unausgeschlafen und hungrig nicht zu wissen, wie es weitergeht. Da wird doch jeder aggressiv”, sagte Kropp der dpa. Das “Horrorszenario” wäre, wenn es an den Protestagen noch regnen würde. “Das Aggresionsspotenzial ist dann noch einmal viel höher”, sagte Kropp, Leiter des Uni-Instituts für medizinische Psychologie.

Schätzungen zufolge werden zum Gipfel der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands (6.-8. Juni) in Heiligendamm rund 100 000 Demonstranten in der Region Rostock erwartet. Bisher ist noch nicht geklärt, wo sie übernachten können. Zur Zeit gibt es erst zwei Camps in konkreter Planung, eines in Bützow, das andere in Reddelich. Bützow liegt aber mehr als 40, Reddelich gut 30 Kilometer von Rostock entfernt. In Rostock selbst, wo die meisten Demonstrationen über die Bühne gehen sollen, gibt es noch keine ausgewiesenen Campflächen.

Am Sonntag scheiterte angesichts der massiven Polizeipräsenz an der Jemnitzschleuse eine Aktion von gut 20 Gipfelgegnern an dem in Bau befindlichen Zaun rund um Heiligendamm. Die G8-Gegner beschwerten sich über die ihrer Ansicht nach überscharfen Kontrollen während einer Vorabbesichtigung des Campplatzes in Reddelich.

Am Wochenende sorgte eine möglicherweise immer noch bestehende Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler in der Kreisstadt Bad Doberan für Verwirrung. Hitler hatte 1932 diese Ehrung erhalten, eine offizielle Aberkennung liegt Medieninformationen zufolge nicht vor. Der CDU- Kreisvorsitzende, Henning von Storch, sagte der Agentur “MV regio”: “Ungeachtet dessen, ob Unterlagen fehlen, sollte man sich in der Stadtverordnetenversammlung schnellstens dazu durchringen, diese Altlast zu entsorgen. Man sollte auch auf die internationale Resonanz, insbesondere aus den USA achten.”
Sonntag, 11. März 2007 (17:11)