Hitler und Doberan - Stadtväter zweifelten bis zuletzt an Ehrenbürgerschaft

MVregio 13. März 2007

12.03.2007: Bad Doberan/MVregio Hat die Stadtverwaltung von Bad Doberan es versäumt, sich um die Ehrenbürgerschaft Hitlers zu kümmern, oder hat sie das Thema ignoriert? Glaubt man den Informationen, die MVregio News seit heute (12-03-07) vorliegen, wusste die Stadt schon seit Jahren, dass es in dieser Sache noch unbedingten Handlungsbedarf gibt. Doberan war die erste Stadt, die Adolf Hitler lange vor seiner Machtergreifung im Januar 1933 zum Ehrenbürger machte. Wie es aussieht, ist Doberan auch eine der letzten Städte, die diese Ehrung nun endlich tilgen wollen. Ein entsprechender überfraktioneller Antrag sei am Montag verfasst worden, teilte die Stadtverwaltung heute mit. Er soll bei der nächsten Sitzung am 2. April 2007 verabschiedet werden, dazu aber bedurfte es erst des Druckes der Medien und der Öffentlichkeit.

Noch heute Morgen zweifelten einige Mitarbeiter der Doberaner Stadtverwaltung das Bestehen der Ehrenbürgerschaft an. Doch diese Zweifler hat die Zeit eingeholt, die Frage ob ja oder nein stellt sich nun nicht mehr. Seit Samstag (10-03-2007) ist die Tatsache unumstößlich belegbar.

Dr. Hermann Langer, anerkannter Historiker und Sachbuchautor, selbst Doberaner, hat in seinem Buch “Leben unterm Hakenkreuz” “Alltag in Mecklenburg von 1932-1945″ auf den Seiten 26-27 ausführlich beschrieben und dokumentiert, wie der spätere Führer zu seiner Ehrung kam. Weiter gibt es eine Kopie des Ostsee-Boten, die MVregio News vorliegt, in welcher unter amtlichen Bekanntmachungen bestätigt wird, dass Hitler Ehrenbürger von Bad Doberan wird. Am 23. März 1933 hatte der damalige Stadtverordnetenvorsteher ein Dankschreiben von Adolf Hitler für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts und ein Glückwunschtelegramm zur Übernahme des Reichkanzleramtes verlesen. Auch das ist historisch belegt. Beide Dokumente liegen nach Informationen von MVregio News in dem seit Jahren geschlossenen Stadtarchiv vor.

Bei einer Durchsuchung eines Garagenkomplexes auf dem Buchenberg in Doberan am 17. August 2000 fand man in einer Garage unter anderen auch ein altes Straßenschild mit der Aufschrift Adolf-Hitler-Strasse. Die Ostsee-Zeitung berichtete am 19 August 2000 in ihrer Doberaner Ausgabe darüber. Dabei handelte es sich um eins der alten Originalschilder die von August 1932 bis kurz nach dem Kriege die heutige Dammchaussee bezeichneten. In dem Zusammenhang wurde auch die Stadtverwaltung von Doberan informiert. Das Thema Ehrenbürgerschaft von Hitler war aber anscheinend auch im August 2000 für die Stadtväter noch immer nicht wichtig.

Immer wieder war die Stadtverwaltung aufgefordert worden, im Zusammenhang mit den Vorgängen um Rechtsradikale in Doberan auch die Frage zu stellen, was eigentlich mit der Ehrenbürgerschaft von Hitler sei. Bis jetzt hatte die Stadtverwaltung trotzdem nicht reagiert und das Thema auf die lange Bank geschoben. Die Chance, ohne Zeitdruck zu reagieren und das heiße Eisen “Hitler und Doberan” anzupacken, war auch lange nach der Wende noch gegeben. Stünde jetzt nicht der G8-Gipfel ins Haus, gäbe es für die Stadtoberen Doberans offensichtlich noch immer keinen Grund, mit der Aufschiebung dieses unangenehmen Themas Schluss zu machen.

MVregio Rostock red/hro