Wie finde ich die / den richtigeN TherapeutIn für mich?

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Hier ein Text, der von und mit Frauen geschrieben wurde, die ihre Erfahrungen bei der Therapeutinnen-Suche weitergeben wollen. Eventuell können wir Teile daraus übernehmen, oder den Text für unser Anliegen umschreiben? Gegen Ende geht es auch um Kliniken, und hier wird der Text sehr kritisch gegenüber Akut-Psychiatrien. Ich wollte dieses Passagen erst nicht mit hier rein setzen, aber in der Diskussion stellte sich heraus, dass das für die Frauen einer der wichtigsten Punkte ist. Es ist ihr Text - also habe ich ihn so gelassen. Für uns müssen wir das ja nicht so übernehmen.


Wie finde ich die richtige Therapeutin / den richtigen Therapeuten für mich?

Wenn du dich auf die Suche nach einem Therapieplatz machst, solltest du dir Zeit dafür nehmen, und nicht der Einfachheit halber den erst-besten nehmen, der dir angeboten wird. In vielen Städten gibt es psychosoziale Beratungsstellen, die dir für die TherapeutInnen-Suche in deiner Stadt wichtige Informationen geben können.

Wenn du einen Termin bei einr Therapeutin / einem Therapeuten bekommen hast, trefft ihr euch erstmal zu "Erstgesprächen". Die Erstgespräche (sogenannte probatorische Sitzungen) sind dazu da, dass du dir ein erstes Bild von einer Therapeutin / einem Therapeuten machen und dein Anliegen persönlich besprechen kannst. Wenn du in einer gesetzlichen Krankenkasse bist, werden in der Regel je fünf Erstgespräche bei beliebig vielen kassenzugelassenen PsychotherapeutInnen bezahlt. Erst danach muss die Therapeutin / der Therapeut einen Antrag auf Finanzierung einer Therapie stellen. Bei Privatkassen sind die Bedingungen für die Erstattung von Erstgesprächen unterschiedlich. Es lohnt sich, vorher Informationen darüber einzuholen. Bei TherapeutInnen ohne Kassenzulassung solltest du bereits telefonisch klären, wie viele probatorische Sitzungen dir zu welchem Preis angeboten werden.


Diese Fragen solltest du dir nach einem Erstgespräch ehrlich beantworten:

  • Hatte ich ein gutes Gefühl beim ersten Gespräch und kann ich mir vorstellen, diesem Menschen auch sehr persönliche Dinge mitzuteilen?
  • Ist mir eine Frau oder ein Mann wichtig und spielt das Alter eine Rolle?
  • Hat mein Gegenüber mir zugehört, hatte ich das Gefühl, verstanden worden zu sein?
  • Wie hat die Therapeutin / der Therapeut reagiert, als ich anderer Meinung war als sie / er? Stand Verärgerung oder stand eher Interesse im Vordergrund?
  • Wurden meine Gefühle respektiert?
  • Fühle ich mich eher ermutigt und unterstützt oder eher verunsichert?
  • Wurde ich gedrängt, über Dinge zu sprechen, über die ich noch gar nicht reden wollte?
  • Fühlte ich mich durch vorschnelle Deutungen überrumpelt?
  • Fühlte ich mich herabgesetzt und / oder abgestempelt? Wurde meine Lebensweise in Frage gestellt?
  • Ist mir klar geworden, nach welchen Methoden die Therapeutin / der Therapeut arbeitet? Kennt sie / er sich aus mit meinem Problem?
  • Hat sich die Therapeutin / der Therapeut Zeit genommen? Sind wir im Gespräch ungestört von Telefonaten und Unterbrechungen geblieben?


Es ist sinnvoll, sich diese Punkte schon vorher klar zu machen. Hilfreich ist, wenn du dir vor Beginn der Erstgespräche überlegst, wie detailliert du etwas über dich mitteilen willst. Du musst nicht gleich beim ersten Kennenlernen alles erzählen. Trau dir ruhig zu, Fragen zu stellen. Vertrau auf dein inneres Gefühl. Wenn du dich bei einer Therapeutin / einem Therapeuten gut aufgehoben fühlst, ist eine der wichtigsten Voraussetzung für den Therapieerfolg schon gegeben. Stellt sich in den ersten Sitzungen aber kein Vertrauensverhältnis ein und du fühlst dich vor den Stunden übermäßig bedrückt, solltest du weiter suchen.


Was sagen Berufstitel von TherapeutInnen?

Seit 1999 gibt es ein neues Psychotherapeutengesetz, das zum einen regelt, wer sich auf dem Psychomarkt wie nennen darf, auf der anderen Seite aber auch die TherapeutInnensuche erschwert und die Methodenwahl stark einschränkt.

Die Berufsbezeichnung "PsychiaterIn" ist für Menschen reserviert, die Medizin studiert und eine psychiatrische Facharztausbildung absolviert haben. Erst seit 1992 schließt diese eine psychotherapeutische Ausbildung ein. PsychiaterInnen sind vorrangig zuständig für schwere Psychosen und "Persönlichkeitsstörungen". Da sie eine mehr medizinische Sicht auf Ursachen und Heilungsmöglichkeiten von psychischen Problemen haben, stehen meist medikamentöse Behandlungen im Vordergrund (Psychopharmaka).

ÄrztInnen und Diplom-PsychologInnen, die eine mehrjährige Psychotherapieausbildung (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie oder Psychoanalyse) absolviert haben, können eine kassenzulassung erhalten. Sie heißen dann "ärztliche PsychotherapeutInnen" bzw. "psychologische PsychotherapeutInnen".

"Andere PsychotherapeutInnen" sind entweder PsychologInnen oder HeilpraktikerInnen mit Ausbildungen in alternativen (humanistischen) Psychotherapiemethoden (z.B. systemische Therapie, Gestalttherapie, Körperpsychotherapie, Psychodrama, etc.). Dazu zählen auch Angehörige pädagogischer oder sozialer Berufsgruppen, die eine psychotherapeutische Ausbildung gemacht haben.


Welche Therapieverfahren werden von den Krankenkassen bezahlt?

Im Augenblick werden von den gesetzlichen Krankenkassen lediglich drei Therapieformen bezahlt:

  • Verhaltenstherapie (VT),
  • tiefenpsychologische Therapie und
  • Psychoanalyse.

Voraussetzung für eine Kostenübernahme ist, dass die Therapien von ärztlichen oder psychologischen PsychotherapeutInnen durchgeführt werden. Behandlungen bei anderen PsychotherapeutInnen oder mit anderen Therapieverfahren werden in der Regel von den gesetzlichen Kassen nicht übernommen. Manche privaten Kassen machen aber Ausnahmen. Es lohnt sich ggf. nachzufragen.

Die Krankenkassen übernehmen allerdings nur dann die gesamten Behandlungskosten, wenn es sich um eine diagnostizierte psychische „Störung“ mit "Krankheitswert" handelt. Also z.B. bei Angststörungen, Depressionen, Ess-Störungen, psychosomatische Störungen, sog. "Persönlichkeitssörungen" etc.- Krisenintervention oder allgemeine Lebensberatung dagegen bezahlen die Krankenkassen nicht.

Wir hoffen, dass die Krankenkassen langfristig auch andere Verfahren wieder anerkennen, die sich als wirksam erwiesen haben (und die vor 1999 problemlos bezahlt wurden). Zu den bekanntesten zählen die systemische Therapie, die Gestalttherapie, verschiedene Formen der Körperpsychotherapie (z.B. Bioenergetik), das Psychodrama, etc..

Die feministische Therapie ist kein eigenständiges Therapieverfahren, sondern beschreibt eine feministische, parteiliche und politische Haltung. Feministische Therapeutinnen haben eine Ausbildung in einem der humanistischen Therapieverfahren, aber sie gehen nicht davon aus, dass psychische Probleme "von selbst" oder "aus der Person heraus" entstehen, sondern dass ein grosser Teil der Schwierigkeiten mit familiären, sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen zu tun haben, in denen wir leben. Psychische Probleme werden nicht als individuelle "Störung" der Klientinnen angesehen, sondern auch als Folge von Sexismus, Rassismus, Homophobie und oft auch Gewalt.

EMDR (Eye Movement Desensitation and Reprocessing) ist kein Therapieverfahren, sondern eine Technik, die von manchen TherapeutInnen im Rahmen einer umfassenden Traumatherapie eingesetzt wird. Leider gibt es TherapeutInnen, die EMDR an einem Wochenende lernen, und diese Technik dann als "Schnellverfahren" einsetzen. Hier ist Vorsicht geboten, denn die Technik ist sehr invasiv. Sie kann alte Geschichten wieder aufwühlen und zu einer Re-Traumatisierung führen.

Auch Traumatherapie wird zur Zeit noch nicht als abrechnungsfähiges Verfahren von den Kassen anerkannt. Das macht die Suche nach einer Traumatherapie schwierig. Du musst nach eineR kassenzugelassenen TherapeutIn suchen, die eine verhaltenstherapeutiusche oder tiefenpsychologische Grundausbildung hat und zusätzlich eine mehrjährige Weiterbildung in Traumatherapie.


Wie läuft eine Therapie ab? Wie lange dauert sie?

Bei den kassenzugelassenen TherapeutInnen gibt es je nach Region und Zusatzausbildungen lange Wartezeiten, besonders z.B. bei solchen, die auch Traumatherapie anbieten. In der Regel aber liegt darin ein großes Problem. Denn du bist ja auf TherapeutInnensuche gegangen, weil du jetzt Unterstützung brauchst. Erkundige dich ggf. nach Möglichkeiten der Überbrückung. Verschiedene psychologische Beratungsstellen z.B. bieten überbrückende psychologische Unterstützung oder auch Krisenintervention an, bis du einen Therapieplatz bekommst.

Nach der ersten Phase des Kennenlernens kommt die Arbeitsphase, in der deine Veränderungsbereitschaft, Motivation und ganz sicher auch deine Geduld gefordert sind. Meist ist eine Therapie ein Prozess der kleinen Schritte. Das große AHA-Erlebnis, durch das sich plötzlich alle Probleme in Wohlgefallen auflösen, gibt es in der Realität eher selten. Auch Krisen sind normal.

Grundsätzlich kannst du selbst bestimmen, wann du deine Therapie beendest. Wenn du das Gefühl hast, dein Therapieziel erreicht zu haben und es dir merklich besser geht, kann der Zeitpunkt gekommen sein.

Auch gibt es Gründe, eine Therapie frühzeitig abzubrechen und den Therapeuten / die Therapeutin zu wechseln. Etwa wenn du das Gefühl hast, nicht verstanden oder manipuliert zu werden. Oder auf der Stelle zu treten und Oberflächlichkeiten auszutauschen. Die Therapeutin / der Therapeut sollte dir gegenüber zwar einfühlsam sein, jedoch unbedingt eine professionelle Distanz wahren. Eine private oder sexuelle Beziehung zu dir ist absolut Tabu. Bei Anzeichen für eine deutlich missbräuchliche therapeutische Beziehung wende dich unbedingt an eine kompetente Beratungsstelle.

Am Ende der Therapie steht in der Regel eine Bilanz. Ihr besprechet den Verlauf der Therapie, die Umsetzung des Erreichten im Alltag und die weiteren Schritte für dich. Unter Umständen ist ein langsames „Ausschleichen“ aus der Therapie sinnvoll, mit längeren zeitlichen Intervallen zwischen den Sitzungen.

Einen Richtwert für die Dauer einer Therapie gibt es nicht. Eine Kurzzeit-Psychotherapie dauert in der Regel bis zu 25 Sitzungen. Sind die Probleme tief liegender oder komplexer, ist eine Langzeit-Therapie notwendig. Deren Dauer muss jedoch nicht am Anfang festgelegt werden. Verlängerungen sind auf umfangreichen schriftlichen Antrag hin möglich. (Keine Sorge, den Antrag stellt die Therapuetin / der Therapuet). Der Stundenumfang, den die Krankenkassen übernehmen, ist je nach Therapieform unterschiedlich.

Klinik oder ambulante Therapie?

Die meisten Menschen versuchen am Anfang, professionelle Hilfe jeglicher Form so lange wie möglich hinauszuschieben. Neben der ganz normalen Scheu, sich mit "heißen" Themen auseinanderzusetzen, spielen hier vor allem Verdrängungs-Mechanismen eine Rolle, die letztlich eine indirekte Folge der Traumatisierung darstellen und von den Betroffenen selbst kaum wahrgenommen werden.

Hinzu kommen in manchen Fällen negative Vorerfahrungen mit Akut-Psychiatrien, wo die ÄrztInnen nicht selten von Traumatisierung nicht viel Ahnung haben und im günstigsten Fall außer Ruhigstellen durch Medikamente nichts wirklich Helfendes zu bieten haben, oder in manchen Fällen durch Fehldiagnosen wie Schizophrenie und Psychose-Zuweisungen Schaden anrichten und die Situation weiter erschweren. Dies kommt jedoch vor allem in Akut-Kliniken bzw. Akut-Psychiatrien vor, nicht hingegen in spezialisierten Trauma-Kliniken, die sich mit Traumatherapie auskennen und durchaus hilfreich sein können!


Daher ist es enorm wichtig, selbst darauf Einfluss zu nehmen, wo du landest. Leider lässt unser Krankenkassen-System in Krisen-Situationen keine Wahl, wo mensch landet. Für einen Platz in einer Trauma-Klinik musst du nicht nur Wartezeiten in Kauf nehmen, sondern meist auch Anträge schreiben und manchmal aufreibende Begutachtungs-Prozeduren über dich ergehen lassen.

Oft sind traumatisierte Menschen aber schon in einer schweren akuten Krise, wenn sich die Frage der Therapie-Art stellt. Vielen Menschen geht es in solchen Phasen sehr schlecht - oft drohen Einschränkungen des Lebens wie Verlust sozialer Beziehungen, Arbeits- oder Studienplatzverlust, drohende Isolierung. Positiv daran ist, dass eineN die Krise dazu zwingt, etwas für die Heilung zu unternehmen.

Auf der anderen Seite kann die Krise (insbesondere Suizid-Gedanken) aber auch bewirken, dass eine negative Dynamik in Gang kommen kann, vor allem wenn mensch mehr oder weniger "freiwillig" in eine Akut-Klinik verfrachtet wird. Das geht sogar so weit, dass mensch oft nicht einmal den Ort bestimmen kann, sondern einfach in die nächstgelegene Psychiatrie gesteckt wird (viele Krankenkassen lassen weiter entfernte Kliniken nicht zu), egal, ob die ÄrztInnen in der Klinik von Trauma Ahnung haben oder ob sie nur an Psychopharmaka glauben (selbst wenn man ausdrücklich auf die Traumatisierung hinweist). Das Hauptproblem stellt also unser Gesundheitssystem und sein Umgang mit akuten Notfällen dar. Daher ist unser wichtigster Rat: lass es nicht auf eine Notfall-Einweisung in die nächst-beste Psychiatrie ankommen! Bestimme selber, wohin du kommst, auch wenn das lange Wartezeiten und Anträge bedeutet! Warte auf keinen Fall, bis sich die Krise soweit verschlimmert hat, dass überhaupt nichts mehr geht, sondern versuche dich frühzeitig darum zu kümmern!


Der Vorteil bei einem Klinik-Aufenthalt besteht darin, dass du eine Aus-Zeit aus dem Alltag hast. Du musst dich um Dinge wie einkaufen, kochen, den Tagesablauf organisieren nicht kümmern – das wird für dich erledigt. Du kannst dich ganz auf dich und deine Heilung konzentrieren und in einer Klinik gibt es eine Vielzahl an therapeutischen Angeboten. Neben Einzel- und Gruppentherapie gibt es meist ein Angebot mit Körperübungen, Entspannungstechniken, kreativer Therapie und unterschiedlichen Sport- und Freizeitaktivitäten.

Allerdings haben viele von uns auch erfahren müssen, dass auch die besten Kliniken meist keinen Schutzraum bieten. Genau wie draussen gibt es hier offenen und latenten Sexismus, Rassismus, Homophobie und auch Übergriffe jeglicher Art. Zudem sind in einer Klinik viele Menschen mit unterschiedlichen Problemen auf sehr engem Raum zusammen, und es ist schwieriger, sich vor Sexismus oder Übergriffen zu schützen bzw. diesen Menschen aus dem Weg zu gehen.

In manchen Kliniken gibt es gerade zum Thema Trauma eigene Frauen-Stationen, leider werde die seit ein paar Jahren immer weiter abgebaut. Erkundige dich vorher, ob es eine Frauen-Station und „frauenspezifische Therapieangebote“ gibt. (Das klingt zwar so, als bräuchten Frauen eine spezielle Therapie, beschreibt aber eigentlich nur eine Station, auf der Sexismus und erneute Übergriffe nicht zugelassen werden und die TherapeutInnen auch mit dem Thema sexualisierte Gewalt umgehen können).

Je stärker dein Lebensstil vom Mainstream abweicht (wenn du z.B. lesbisch bist, politisch aktiv oder auf einem Bauwagenplatz wohnst), umso häufiger wirst du in den Gruppensitzungen Projektionsfläche für alles Mögliche. Das bedeutet, dass Therapiesitzungen teilweise sehr paradox werden – einerseits sollst du dich öffnen, um an den Therapiesitzungen teilzunehmen, andererseits ist es ratsam, nicht zu viel von sich preiszugeben, damit nicht ständig dein Lesbisch-Sein oder deine Lebensweise problematisiert werden (nicht weil sie für dich ein Problem darstellen, sondern weil die anderen nicht damit klar kommen).

Eine weitere Schwierigkeit in Kliniken ist die Frage der freien Entscheidungen. Die freie TherapeutInnenwahl, die in der ambulanten Therapie so wichtig ist, gilt in der Klinik nicht. Meist wird dir eine Therapeutin / ein Therapeut zugeteilt. Falls du mit dieser Person nicht zurecht kommst (z.B. weil er / sie homophob oder sexistisch ist, oder „die Chemie einfach nicht stimmt“), und du wechseln willst, ist das oft nicht möglich und wird dir sogar als „Widerstand“ ausgelegt. („Widerstand“ wird als negativ angesehen und zu einem deiner Probleme umgedeutet, das es zu bearbeiten gilt.)

In letzter Zeit haben wir ein paar Mal gehört, dass Frauen den Klinikaufenthalt aus oben genannten Gründen abbrechen wollten, und ihnen dann von der Krankenkasse angedroht wurde, dass sie bei Abbruch den bisherigen Aufenthalt aus eigener Tasche bezahlen müssen. (Was dann schnell einige Tausend Euro sein können). Wir wissen nicht, ob diese Drohungen rechtlich haltbar sind. Unserer Kenntnis nach hat noch keine versucht, es auf einen Prozess ankommen zu lassen. Was allerdings eine Therapie unter Zwang und Drohungen bewirken soll, bleibt uns ein Rätsel. Aus all diesen Gründen ist es sinnvoll, sich vorher genau nach den Kliniken zu erkundigen. Fragt auch FreundInnen, ob sie schon gute oder schlechte Erfahrungen gemacht haben. Oft gibt es Informationen über Kliniken auch in psychologischen Beratungsstellen.

Die Frage „Klinik oder ambulante Therapie“ lässt sich also nicht so einfach beantworten. Beide haben leider Wartezeiten, und beide haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Vielen Menschen hat ein Klinikaufenthalt sehr gut getan. Aber damit alleine ist es meist auch nicht getan – eine ambulante Fortsetzung der Traumatherapie ist fast immer der nächste notwendige Schritt. Manche Trauma-Kliniken nehmen sogar nur Menschen auf, die Nachweisen können, dass sie für die Zeit danach schon einen ambulanten Therapieplatz haben. Daher ist die Klinik-Frage keine Alternativ-Frage, sondern eher eine Frage der Reihenfolge. Wichtig hierfür ist aber, dass du dich rechtzeitig um einen Therapieplatz kümmerst, bevor die Krise so gross ist, dass andere Menschen dir die Entscheidungen abnehmen oder du in der Akut-Psychiatrie landest.

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