Positionvorschlag für NGO's zu G8 schreiben
aus Dissent! Network Wiki, der freien Wissensdatenbank
Hier arbeiten einige Personen daran einen Vorschlag für eine Umwelt NGO zu G8 zu schreiben. wir haben das wiki als unsere Arbeitsplattform gewählt. Hier ist also der Text:
!!Achtung!! Änderungen im Wiki werden ab jetzt nicht mehr in die formatierte Variante übernommen.
Inhaltsverzeichnis |
I. Einleitende Worte
Wir, einige Menschen aus dem Arbeitskreis G8, haben gemeinsam diesen Vorschlag für eine Position der BUNDjugend zu G8 zu schreiben. Einige von uns haben den Prozess dieser und vergangener Gipfelproteste mehr oder weniger aufmerksam verfolgt und auf dieser Grundlage haben wir uns bemüht aufzuschreiben welche Position und Strategie wir für die BUNDjugend bei diesem Gipfelprozess angemessen finden. Uns wurde relativ schnell klar, dass wir keine Position zu den G8 formulieren können, in der nicht das kapitalistische Wirtschaftsystem, eine entscheidende Rolle spielt. Warum das so ist wird hoffentlich in unserem Text deutlich. Das führte allerdings zu dem Dilemma, das wir die Aufgabe hatten, eine umfassende Kritik an dem Wirtschaftssystem, nach dessen Logik die G8 funktionieren, leicht verständlich auf ein paar Seiten unterzubringen. Das Resultat ist ein ziemlich vereinfachender und wahrscheinlich immer noch ziemlich schwieriger Text. Aber wir haben unser bestes gegeben und das Resultat haltet ihr in den Händen. Wir sind uns auch bewusst, dass dieser Text viel Diskussionspotential birgt und freuen uns auf die Debatten mit anderen Aktiven!
Alles Beginnt mit einem Text, der die Funktion der G8 als Symbol für kapitalistische Strukturen aufzeigen will. Das halten wir für wichtig, weil sich ohne ein Verständnis dieser Strukturen auch die Handlungen der G8 nur sehr schwer erklären lassen. Im Anschluss kommt ein kurzer Exkurs, wie bestimmte Situationen zu denen die G8 heute tagen entstanden sind. Es schien uns interessant zu beobachten, welche Rolle die G8 Staaten bei der Entstehung einiger Situationen spielten, über die sie heute beraten. Direkt daran schließt sich eine Kritik der G8 an. Nach dieser kommt endlich die BUNDjugend ins Spiel. Und zwar geht es um die sehr kontrovers geführte Debatte, ob und wann es Sinn macht Forderungen an die G8 zu stellen. Daran schließen sich Überlegungen an, was unsere Ziele sind und was wir tun könnten um ein paar Schritte in ihre Richtung zu kommen.
Na dann, rein in den Text...
II. G8 als Symbol für kapitalistische Strukturen
Die jährlichen G8-Treffen sind einerseits ein Symbol für die derzeitigen Strukturen dieser Welt und andererseits ein Ort konkreter Absprachen zwischen den Vertretern der mächtigsten Staaten. (Anm. Die G8-Staaten sind Groß Britannien, Frankreich, Italien, Japan, Deutschland, Russland, USA und Kanada) Eine zentrale Ideologie, die die G8 seit ihrem ersten Treffen 1975 gepredigt haben, wird oftmals als Neoliberalismus oder "globalisierter Kapitalismus" bezeichnet. Sie behauptet, dass ausschließlich ein "freier Markt" in allen Bereichen die Lebensbedingungen verbessern würde. Das "freie" am freien Markt bedeutet dabei, dass dieser von Staatsseite nicht durch soziale oder Umweltregularien geregelt wird. (Anm.: Regulierungen passieren in Deutschland z.B. durch die Gesetzgebung des Bundestages) Der Markt selbst bedeutet, dass alle zwischenmenschlichen Beziehungen als Tauschbeziehungen gedeutet werden. Obwohl die Praxis gezeigt hat, dass eine marktförmige Organisierung in vielen Bereichen die Lebensbedingungen der Menschen stark verschlechtert hat, halten die G8 weiterhin an diesen Konzepten fest und weiten sie auf immer mehr Lebensbereiche (z.B. Klima oder Bildung) aus. Jeder Mensch muss dabei seine Haut zum Markte tragen - also Werte schaffen, die dann gegen die täglichen Notwendigkeiten wie Essen, Kleidung oder eine Wohnung eingetauscht werden können. Im Rahmen dieser Verwertungslogik (Anm: Einer Logik, die alles danach beurteilt, wie es verwertet werden kann. Der Tauschwert ist dabei der Wert, den etwas beim Tausch auf dem Markt hat - im Gegensatz zum Gebrauchswert, der den konkreten Nutzen beschreibt.) werden immer mehr Bereiche unseres Lebens dem Ziel der Gewinnmaximierung untergeordnet. Dazu zählen auch Dienstleistungen oder beispielsweise der Handel mit Emissionsrechten (Kyotoprotokoll). Jede/r von uns, auch die TeinehmerInnen der G8-Treffen, sind dabei Teil dieses kapitalistischen Systems, haben darin zwar unterschiedliche Rollen, Positionen und Handlungsmöglichkeiten, funktionieren aber in diesem und stellen es dadurch auch immer wieder neu her: (Anm: Zwar können Bio- und fair-trade-Kampagnen nicht zu einer Überwindung des kapitalistischen Systems führen, weil sie sich immer noch in einer kapitalistischen Logik bewegen. Dennoch sind solche Projekte in der Lage, die Folgen und Auswirkungen von Kapitalismus abzufedern und deshalb wichtig) Auf dem sogenannten Arbeitsmarkt bieten ArbeiterInnen in Konkurrenz zueinander ihre Arbeitskraft feil. Durch ihre Lohnarbeit sind die ArbeiterInnen in den kapitalistischen Produktionsprozess eingebunden, ihre Arbeit ist zugerichtet auf die Erwirtschaftung von Gewinnen. (In Anmerkungen verschieben ->Gleichzeitig sind die ArbeitnehmerInnen immer öfter TeilhaberInnen an Fonds und Aktiengesellschaften von Firmen (, ihre eigenen Gewinne aus diesen hängen von den erwirtschafteten Profiten ab.) Die Arbeitgebenden funktionieren ebenso in der Systemlogik: Die Konkurrenz zwischen ihnen zwingt sie dazu, soviel Gewinn wie möglich zu machen. Das heißt in den meisten Fällen auch, dass sie gezwungen sind die ArbeiterInnen so stark wie möglich auszubeuten. Raum für eine sozialverträgliche Betriebsführug oder weniger umweltzerstörerische Praxen gibt es hier immer weniger, die schlechten Arbeitsbedingungen im Kapitalismus werden immer schlechter. Ebenso wie die menschliche Arbeitskraft wird alles unter dem Ressourcen- und Nutzenprinzip betrachtet, also auch Bereiche wie die Pflanzen- und Tierwelt (Patente auf Heilpflanzen, Regenwaldabholzung, Tierversuche), Wassernutzung und Bodenschätze. Auch Nationalstaaten stehen zueinander in Konkurrenz und ihre VertreterInnen sind darauf bedacht, dass Menschen in ihren Ländern einen Großteil der Profite aber möglichst wenig Kosten der globalen Wirtschaft zuteil werden. (Anm.: Ähnliche Mechanismen greifen auch auf anderen Organisationsebenen wie z.B. der Europäischen Union als Zusammenschluss verschiedener Nationalstaaten.) Sie nutzen daher ihre Machtressourcen, um sich Vorteile im kapitalistischen Wettbewerb zu verschaffen. Hierzu dienen neben den G8 vor allem internationale Organisationsstrukturen wie Weltbank, internationaler Währungsfonds oder die WTO, über sie werden Privatisierungen und neoliberale Politik zugunsten der eigenen Wirtschaft durchgesetzt.
Unsere Kritik an den G8 ist deshalb immer auch eine Kritik an dem von ihnen symbolisierten Wirtschaftssystem, dem Kapitalismus!
III. Geschichtlicher Bezug & Kritik an den G8
Diese Strukturen sind nicht vom Himmel gefallen, sondern das Produkt jahrhunderte langer Ausbeutungsverhältnisse. Die Industrialisierung des Nordens basiert auf der Verfügbarkeit von Rohstoffen, die oftmals aus dem globalen Süden ((Anm.: Wir benutzen die Wörter "globaler Süden" und "globaler Norden" weil viele der nördlicheren Länder industrialisierter sind als Länder im Süden. Uns ist allerdings bewusst das das grob vereinfachend ist und das es durchaus auch im Norden, Osten und Westen wenig industrialisierte Länder gibt.)) stammen. Die "Entwicklung" des Nordens war nur dadurch möglich, dass der Süden "unterentwickelt" wurde und oftmals die immensen menschlichen und ökologischen Schäden des nördlichen Wachstumsmodells ertragen musste. Vor diesem Hintergrund konnte sich in einem kleinen Teil der Welt eine Überschussgesellschaft bilden, in der wir aufgewachsen sind und von der wir geprägt worden sind. (Anm.: Natürlich ist uns bewusst und denken wir mit, dass es auch innerhalb der einzelnen Ländern des globalen Nordens und Südens Wohlstandsgefälle gibt) Eine Gesellschaft, in der aufgrund des immensen technischen Fortschritts menschliche Arbeit immer mehr durch Automatisierung ersetzen kann. So verschärft sich die Konkurenz um die verbleibenden Arbeitsplätze und da gesellschaftliche Teilhabe für einen Großteil der Menschheit nur noch über Lohnarbeit möglich ist, werden immer mehr Menschen ausgegrenzt. Was sich hier vor allem in Isolation, Unsicherheit und Perspektivlosigkeit niederschlägt, bedeutet im globalen Süden oftmals den Tod durch heilbare Krankheiten oder Hunger. Täglich sterben weltweit etwa 100000 Menschen daran und das auf einer Welt, die eigentlich mehr Nahrungsmittel produziert als nötig wären. In den kommenden Jahren werden sich diese Probleme durch den ebenfalls größtenteils von den G8 Staaten zu verantwortenden Klimawandel noch weiter verschlechtern. Wüstenbildung und ein steigender Meeresspiegel sowie Kriege um die verbleibenden Ressourcen werden die Situation weiter verschärfen. An den Ansätzen, die die G8 zur Lösung dieser Probleme vorschlagen, lässt sich ablesen, dass sie die Ursachen und die grundlegenden Ungerechtigkeiten nicht angehen wollen:
z.B.: Klimawandel: Die Staaten die in den G8 vertreten sind tragen durch „ihre“ Industrialisierung einen großen Teil der Verantwortung für viele globale Umweltprobleme wie den Klimawandel. Aber nicht nur in ihrer Geschichte war die Umweltpolitik der G8 Staaten katastrophal. Auch heute stoßen die G8 Staaten 45% des weltweiten CO2 aus. Die daraus resultierenden Probleme treffen aber vor allem wirtschaftlich ärmere Regionen als die der G8. Trotzdem stand Klimawandel zumindest auf der G8 Agenda. Zwei große Problemlösungsstrategien wurden diskutiert: Als eine Möglichkeit wurde Kernenergie gehandelt: Durch eine weltweite Renaissance der Atomkraft könnte sich der CO2 Ausstoß reduzieren lassen. Das ist Unsinn, aber sprengt den Rahmen dieses Textes. Einige Stichworte dazu: Uran ist ein endlicher Rohstoff und damit nicht nachhaltig, bei der Kernenergie stellt sich die Endlagerproblematik, der Atomenergiekreislauf ist nicht CO2 neutral und die Gefahr durch Atomwaffen. Die andere baut auf das Kyoto Protokoll: Das Kyotoprotokoll schreibt den industrialisierten Ländern eine viel zu langsame Reduktion der CO2 Emissionen vor. In dem Protokoll wird vom bisherigen CO2 Ausstoß ausgegangen. Anstatt also die industrialisierten Länder für die bereits angerichtete Störung des Klimas zur Rechnung zu ziehen räumt es ihnen auch in Zukunft höhere CO2 Emissionen pro Kopf als anderen Ländern ein. Damit werden bisherige Ungerechtigkeiten nicht hinterfragt sondern zementiert und ein weiterer Bereich unserer Welt den verqueren kapitalistischen Logiken unterworfen.
z.B. Infektionskrankheiten: Beim G8-Gipfel 2001 in Genua wurde die Einrichtung eines Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria beschlossen. Doch die Zusagen der G8 sind nicht verbindlich und an "Finanzierungsvorbehalte" geknüpft. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" warnte zum G8 Gipfel 2003 in Evian davor, dass der Fonds seine Arbeit bald einstellen muss, wenn die Regierungen ihre finanziellen Zusagen nicht erfüllen. So hatte z.B. die deutsche Regierung bei der Einrichtung zwar 214 Millionen US-Dollar versprochen, tatsächlich jedoch erst zwölf Millionen Dollar einbezahlt. Gleichzeitige treiben die G8 im Rahmen des TRIPS in der WTO die Patentierbarkeit von Medikamenten vorran, die die Produktion von Nacharmerprodukten (Generika) in Ländern des Südens verbieten. Die Medikamentenversorgung hatte sich zuvor wesentlich verbessert, seit dem Indien begann, Medikamente insbesondere gegen Aids nachzuarmen. Die so genannten Generika drückten die Preise für eine einjährige Aidsbehandlung von etwa 10.000 € auf 250 €.
z.B. Schuldenfalle: Mit ihren Stimmgewichten in IWF und Weltbank haben die G8 die globale Finanzpolitik entscheidend mitgestaltet. Über Weltbankkredite wurden "Entwicklungsprojekte" finanziert, die oftmals vor allem den Abtransport von Ressourcen durch Unternehmen des Nordens vereinfachten (Infrastrukturmaßnahmen, Plantagenwirtschaft statt Subsistenzwirtschaft) und die Umwelt massiv beeinträchtigten. Viele Länder des globalen Südens sind so hoch verschuldet, dass die Zinszahlungen die gesammte Entwicklungshilfe bei weitem übertreffen und so insgesamt mehr Geld aus dem globalen Süden in den globalen Norden fließt als umgekehrt. Im Dezember 2001 brach in Argentinien aufgrund der hohen Auslandsschulden das Finanzsystem zusammen. Diese Schulden haben ihre Ursprünge in der Militärdiktatur der 70er Jahre. Mit 50 Milliarden $ wurden der Diktatur, die mehr als 30.000 Menschen verschwinden ließ, geliehen. Auch wenn die Zins- und Tilgungszahlungen bis 2001 diesen Betrag bereits um ein vielfaches überstiegen waren die Schulden bei einem Zinssatz von zuletzt etwa 15 % auf mehr als 200 Milliarden $ angestiegen.
IV. Forderungen an die G8?
Die G8 haben es in den letzten Jahren erstaunlich gut verstanden die Forderungen der Protestierenden zu vereinnahmen und für ihre eigenen Zwecke zu benutzen. Vorläufiger Höhepunkt dieses Spektakels waren die Shakehands verschiedener Politiker mit prominenten KünstlerInnen der Life8 Konzerte beim G8 Gipfel in Schottland. Damit wurde suggeriert, dass die G8 ernsthaft versuchen, die Probleme des Südens, die sie größtenteils selbst geschaffen haben, zu lösen. ((Anm.: Das die G8 geschickte öffentlichkeitsarebeit machen und dabei gezielt auch Teile des Protestes einbeziehen musste auch das NGO Bündniss "Make Poverty History" 2005 in Schottland feststellen. Die Medienpräsenz des Bündnisses war enorm: über 80% der Bevölkerung von Großbritanien wussten, dass der Gipfel stattfand, und das Klimawandel und Armut diskutiert wurden. Als der Gipfel allerdings vorbei war und Umfragen ergaben, dass die große Mehrheit dieser Menschen überzeugt waren, die G8 hätten zufriedenstellende Lösungen für diese Probleme gefunden, hatte das Bündniss keine Möglichkeit mehr diese Masse an Menschen zu erreichen und ihnen klar zu machen, dass die Vorschläge der G8 nicht nur völlig unzureichend waren, sondern die Probleme z.T. verschlimmerten.)) Eine wirkliche Veränderung der Abhängigkeitsverhältnisse würde auch den formulierten Interessen der G8 wiedersprechen. Sie predigen Wirtschaftswachstum und Konkurrenz und vertreten den Teil der Weltbevölkerung, der von den Problemen am wenigsten betroffen ist. Sie versuchen mit allen Mitteln ihre globale Vormachtstellung abzusichern. Die Almosen, die sie verteilen, fungieren dabei als Feigenblatt für all die Entscheidungen, die sie mit weniger Brimborium treffen, um ihre Herrschaft abzusichern. Wenn wir als sichtbarer Teil des globalen Widerstandes gegen die G8 Forderungen an sie stellen, liefern wir ihnen damit nur eine bessere Vorlage für ihr Feigenblatt. Wir ermöglichen ihnen damit zu suggerieren, sie wären nicht Teil von Interessenskonflikte sondern würden im Interesse aller handeln. Indem sie Menschen in den Ländern des Südens immer neue Strukturanpassungen diktieren, behaupten sie gleichzeitig, dass diese nicht selbst entscheiden können, was gut für sie ist. Die Auswirkungen der aufgezwungenen Maßnahmen der letzten Jahre zeigen dabei, dass die Menschen oftmals ganz genau wussten, was gut, und vor allem was schlecht für sie ist. Der Widerstand gegen Privatisierungen, industrielle Großprojekte usw. wurde und wird immer wieder von den Regierungen der Länder des Südens auf Druck internationaler Institutionen gebrochen. Wirkliche Veränderungen müssen aus unserer Sicht, darauf abziehlen, alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Reichtum, sozialer Stellung, Glaube, Meinung und Geburtsort eine gleichberechtigte Gestalltung ihres Lebens und der Welt zu ermöglichen. Dazu würde für uns gehören, das Ressourcen allen gleichermassen zur Verfügung stehen und alle gleichermassen für den Erhalt der Umwelt einstehen müssen. Das würde z.B. Entschädigungszahlungen des Nordens für die bisherige Zerstörung einschliessen. Ausserdem müssten Klimaschutzprogramme Ländern einen CO2 Ausstoss proportional zu ihrer Bevölkerungsgrösse und nicht wie in Kyoto orientiert am bisherigen Ausstoss zuteilen. Dazu würde für uns ausserdem gehören, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich an die Orte zu begeben an denen für sie wichtige Entscheidungen getroffen werden. In einer globalisierten Welt heisst das für uns globale Bewegungsfreiheit für alle. Auch die Verschuldung der Länder des Südens und Patente auf lebenswichtige Medikamente usw. stehen einer wirklichen Verbesserung der Lebensbedingungen entgegen. Da die G8 darauf angelegt sind, ihre Machtposition auszubauen, und die dadurch ermöglichte Ausbeutung aufrecht zu erhalten ((Anm.: unserer Meinung nach liegt das an ihrer Struktur. Die Verhandelnden Delegationen werden z.B. von ihrer Nation geschickt um die Interessen eben jener Nation zu vertreten. Die eigene Vormachtstellung auf der Welt aufzugeben würde aber den Interessen der eigenen Nation schaden. Deshalb sehen wir keine Möglichkeit wie das eine gerechte Weltordnung durch die G8 hergestellt werden soll)), sehen wir auch keine Chance für eine konstruktive Debatte mit ihnen. Wir wollen ihren Ausbeutungsprojekten nicht als Dank für kleine Almosen als Feigenblatt dienen. Stattdessen wollen wir Menschen vermitteln, dass wir versuche unsere Privilegien zu nutzen, um mit ihnen gemeinsam ein Leben in Würde für alle zu erkämpfen. Für uns kann deswegen eine Lösung, und damit ein Ende der kapitalistischen Ausbeutungspraktiken nicht innerhalb des aktuellen Systems liegen, sondern in seiner Überwindung. Dies kann nur durch einen Verzicht auf unsere priviligierte Lebensweise in den reichen industrialisierten Ländern passieren, die wir durch die genannten Ausbeutungsmechanismen ((Anm.: Welche nochmal??)) sichern. Die vorherrschemde Ideologie der kapitalistischen Weltwirtschaft, die als alternativlos verkauft wird, macht es schwierig nebenher Alternativen zu denken. Die Hierarchien, in denen vor allem Menschen aus den reichen industrialisierten Ländern in Machtpositionen sind, macht eine Verschiebung von Macht notwendig. Dazu gehört auch, dass wir versuchen unsere eigenen Vormachtstellungen aufzugeben.
V. Unsere Ziele
Ein wichtiges Ziel ist uns - da die G8 ein Symbol für ein Machtzentrum der kapitalistischen und umweltzerstörenden Strukturen sind - dieses Symbol anzugreifen und in einen negativen Kontext zu setzen. Die G8 stehen bei uns nicht für Reichtum, Sicherheit und Verantwortung sondern für Umweltzertörung, Ausbeutung, Krieg und Herrschaft. Das wollen wir transportieren.
Damit sich grundlegend etwas ändern kann müssen politische Diskussionen wieder von vielen Menschen mutiger, phantasievoller und offener geführt werden. Wir sollten uns nicht mehr von den kapitalistischen scheinbaren Sachzwängen davon abhalten lassen die herrschenden Verhältnisse grundlegend in Frage zu stellen. Wir müssen wieder Kontrolle über die wichtigen Entscheidungen unseres Lebens bekommen. Gegen Sachzwänge, für Utopien!
Wir glauben, dass es Sinn machen kann sich an großen Protestereignissen zu beteiligen. Nicht weil die Welt ein guter Ort wird, wenn einige Gipfeltreffen nicht mehr stattfinden sonden weil:
- durch die anzustrebende Breite des Protestes ein intensiver Austausch zwischen verschiedenen Spektren und Bewegungen entsteht. Dieser ist notwendig für die Diskussion, Kritik und Weiterentwicklung von Strategien, Aktionsformen und Theorien.
- durch die intensive Zusammenarbeit könnten internationale oder gar globale Strukturen und Netzwerke entstehen.
- solche großen Events auch immer wieder die Punkte gewesen gewesen sind, an denen neue bunte Aktionsformen das Licht der grauen kapitalistischen Welt erblickten.
- es bei Gipfeln immer wieder möglich größere Erfolge zu erzielen. Der WTO-Gipfel 1999 in Seattle musste aufgrund von massiven Blockaden vor einem leeren Saal eröffnet werden. Und beim IWF/WB ((Anm.: IWF ist die Abkürzung für Internationaler Währungsfond. WB steht für Weltbank. Beide sind globale Institutionen, die die Aufgabe haben das weltweite kapitalistische Wirtschaftssystem zu pflegen und zu stabilisieren.)) Gipfel 2000 in Prag konnten die Delegierten das umstellte Convergence Center nur mit der U-Bahn verlassen und der Gipfel wurde einen Tag früher abgebrochen. Das sind kraftvolle Signale, die Mut machen und politisieren. Und zwar nicht nur Menschen heute in Deutschland, sondern auch Menschen am anderne Ende der Welt und in Zukunft. Geschichte wird gemacht!
Darüber hinaus sollten wir die Möglichkeit nutzen im Zuge der Gipfelproteste und darüber hinaus nettere Arten der Organisierung und des gemeinsamen Zusammenlebens zu finden und zu leben. Ökologisch, hierarchiearm, weder rassistisch noch sexistisch und aktiv gegen antisemitische oder faschistische Tendenzen.
Im Endeffekt geht es darum, eine Situation zu schaffen, in der der Alltag durchbrochen wird und sich plötzlich unerwartete Handlungsmöglichkeiten auftun. Eine Situation, in der Dinge in den Bereich des Möglichen rücken, die im Alltag unerreichar scheinen. Die Revolution ((Anm.: Wobei hier mit Revolution eine tiefgreifende Veränderung und kein bewaffneter Umsturz gemeint ist.)) muss neu erfunden werden, das ist alles.
VI. Handlungsoptionen
Hier sind diejenigen Möglichkeiten gemeint, mit denen wir uns in den Gipfelprotest einbringen können. Wir wollen hier einerseits einige Anmerkungen zu eventuellen Stragtegien der BUNDjugend und andererseits ein paar Beispiele nennen.
Erstmal einige Anmerkungen zu möglichen Strategien:
- Als Zielgruppe unserer Aktionen und Kampagnen sehen wir nicht die verhandelnden Delegationen und RepräsentantInnen auf dem Gipfeltreffen. Es geht vielmehr darum die Menschen, die die Folgen der getroffenen Absprachen ertragen müssen oder davon profitieren zu erreichen, die Menschen, die Anweisungen und Befehle befolgen oder sich ihnen widersetzen. Es geht um die Menschen deren Umwelt und Gesellschaft auf dem Spiel steht. Wir wollen mit unseren Aktionen alle Menschen erreichen, nicht zuletzt uns selbst!
- Es ist und wichtig, dass wir uns in unserer Arbeit nicht auf den Gipfel als Ereignis konzentrieren. Bestehehnde Kampagnen müssen weiterlaufen und neue, egal ob sie im Zusammenhang mit G8 stehen oder nicht, (weiter) gemacht werden. Das heißt aber auch, dass mit dem G8-Gipfel unsere Arbeit nicht vorbei ist, alle Kampagnen mit dem G8-Gipfel enden und Politik von unten in Zukunft nicht mehr notwendig sein wird. Die Zeit nach dem Gipfel sollte in unseren Kampagnen unbedingt mitbedacht werden.
- Erfahrungen aus vergangenen Gipfeln haben gezeigt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung oft Spaltungen und Distanzierungen dominiert haben. Die Vermittlung von Inhalten wurde damit sehr erschwert. Deshalb halten wir es für sinnvoll im allgemeinen solidarisch zu anderen Aktionsformen und Gruppen aufzutreten und Spaltungen in "Gute Aktive, Böse Aktive" soweit es geht zu vermeiden. Differenzen sollten vor allem untereinander und nicht in den Medien ausgetragen werden. Unnötige Distazierungen und Spaltungen nehmen dem Protest Kraft und Handlungsfähigkeit. Wir sind uns allerdings bewusst das es ab und an notwendig ist, sich auch offiziell zu distanzieren z.B. um sich von rechtsextremer Globalisierungskritik abzugrenzen. Das sollte allerdings sehr gut durchdacht sein und nur in krassen Fällen gemacht werden, auf keinen Fall sollte es unsere Öffentlichkeitsarbeit dominieren.
Und schließlich noch einige Beispiele wie wir uns einbringen könnten:
Die Möglichkeiten und Chancen an der Mobilisierung und den Protesten anlässlich des G8-Treffens in Heiligendamm teilzubehmen sind vielfältig. Am besten ist es natürlich, wenn alle Aktive selbst kreativ werden und Möglichkeiten sich einzubringen finden. Wir wissen auch, dass schon an einigen Stellen in der BUNDjugend Ideen gesponnen werden. Trotzdem wollten wir nochmal einige Beispiele geben, die die breite der Möglichkeiten sich einzubringen andeutet.
- Hilfe bei der Organisation der/des Zeltcamp/s, in dem die protestierenden Menschen untergebracht werden, d.h. z.B. Organisation von Volxküchen und Zelten
- Hilfe beim Übersetzen der Einladungsreader in andere Sprachen
- Organisation von dezentralen Protesten in ganz Deutschland. Gerne auch öffentlichkeitswirksam, bunt und kreativ.
- selbst in euren sozialen Unfeldern Menschen für die Proteste mobilisieren oder zum nachdenken über die Problematik bringen.
- Infrastruktur der BUNDjugend wie Räume, Computer usw. zur Zeit des Gipfels für Aktive benutzbar machen.
- Evtl. Möglichkeiten suchen Fahrtkosten für Menschen aus anderen Ländern abzurechnen um den Protest internationaler zu machen.
- Zusammenhänge herstellen zwischen den lokalen Kampagnen und Projekten der BUNDjugend und dem Themenkomplex G8 und diese vermitteln. Z.B. auf Internetseiten wie Econautix, in Zeitungen wie der Kritischen Masse, durch Pressearbeit, Aktionen oder Seminare.
- sich organsieren um gemeinsam Richtung Heiligendamm zum Gipfel zu fahren. Am besten auch hier mit vielen vorbereiteten Aktionen im Handgepäck.
- Workshops für die Gegengipfelkonferenz organisieren
- Seminare im Vorfeld des G8 organisieren, um sich selbst weiter mit der Thematik auseinanderzusetzen
Na dann, lasst uns die Verhältnisse zum tanzen bringen... !