Die Kritiker des G8-Gipfels im Juni in Heiligendamm haben am Wochenende auf einer Konferenz in Rostock ihre Protestaktionen vorbereitet. Diesmal sei es um die Feinplanung gegangen, sagte Mitveranstalter Christoph Kleine zum Abschluss am Sonntag. Im Vordergrund des Treffens mit rund 400 Teilnehmern standen praktische Fragen zu den Zeltlagern, zur Großdemonstration am 2. Juni in Rostock, zur geplanten Blockade der Zufahrtswege und zu kirchlichen Veranstaltungen.

100.000 Teilnehmer erwartet

Bundesweit seien bereits 600 Veranstaltungen organisiert worden. Die Organisatoren rechnen bei den Gipfel-Protesten mit rund 100.000 Teilnehmern. "Wir werden großartige, breite, bunte, aber auch entschlossene Proteste im Juni erleben", sagte Kleine. Um die Demonstranten unterzubringen, sind mehrere große Zeltlager in der Umgegeplant. Die Camp-AG der Gipfelgegner berichtete, die Stadt Rostock habe ein Gelände am Fischereihafen zur Verfügung gestellt, auf dem 5.000 Menschen Platz fänden. Gerade für die nahe Umgebung werde jedoch ein weiteres Camp dringend benötigt. Ein Zeltlager für 5.000 Leute ist bereits in Reddelich bei Bad Doberan geplant, während ein Camp für 15.000 Leute im weiter entfernten Bützow (Landkreis Güstrow) bei der Camp-AG auf Ablehnung stößt.

"Zaunspaziergang" in Heiligendamm

Im Anschluss an die Konferenz stand am Sonntag in Heiligendamm ein sogenannter Zaunspaziergang unter dem Motto "Gegen Zäune, Mauern und Grenzen" auf dem Programm. Um den Tagungsort entsteht derzeit ein 12,5 Kilometer langer, 2,50 Meter hoher und rund 12 Millionen Euro teurer Zaun. Am Sonntagmittag führte die Kampagne "Block G8", die den Gipfel mithilfe von Straßenblockaden behindern will, ein öffentliches "Blockadetraining" vor: 250 Demonstranten versperrten die Straße von Bad Doberan nach Heiligendamm.

Glockenläuten zu Beginn des Gipfels

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburg will die Proteste gegen den Gipfel mit mehreren Aktionen unterstützen. Unter anderem sollen zu Beginn des Gipfeltreffens alle Kirchenglocken in Mecklenburg und weiten Teilen Deutschlands für acht Minuten läuten. Die Kirche beteilige sich zudem am Gegengipfel in Rostock, sagte Ralf Göttlicher von der Koordinierungsstelle Kirche & G8.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) will sich dagegen nicht an den Protestaufrufen beteiligen. Stattdessen setze der DGB auf direkte Kontakte zur politischen Ebene, um seine Positionen zu vertreten, sagte der für internationale Angelegenheiten zuständige Abteilungsleiter Wolfgang Lutterbach. Am 7. Mai werde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Chefs der Gewerkschaftsdachverbänden der G8-Staaten zusammentreffen, darunter dem DGB-Vorsitzenden Michael Sommer. Lutterbach nannte das Treffen "eine gute Gelegenheit, um unsere Themen einzubringen". Anders als der DGB beteiligen sich IG Metall und Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) offiziell am Rostocker Gegengipfel. Attac-Sprecher Peter Wahl bedauerte die DGB-Entscheidung.

Stand:15.04. Quelle: NDR

für weitere lokale Infos zu Hamburg, siehe: www.bewegungsmelder.org

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