Aufruf ADM
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19.08.08: Aktionstag Klima & Landwirtschaft
Die industrielle und am Weltmarkt orientierte Landwirtschaft, die immer mehr die kleinbäuerliche Produktion verdrängt, ist eine wesentliche Ursache der weltweiten Erwärmung. Sie trägt mit einem massiven Düngemittel- und Pestizideinsatz, der Massentierhaltung und der Abholzung der Regenwälder um bis zu 32% am Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre bei. Damit ist die industrielle Landwirtschaft Klimakiller Nr. 1 - noch vor der Energiewirtschaft. Umgekehrt schafft der Klimawandel auch enorme Probleme für die kleinbäuerlichen Betriebe.
Die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen sichert den Großgrundbesitzern hohe Profite. Die Vormachtstellung der Saatgut- und Chemiekonzerne wie BASF, Bayer, Syngenta, Monsanto, Dupont, der Agrarhandelskonzerne wie ADM, Cargill, Bunge, der Supermarktkonzerne wie WalMart, Metro, Carrefour und der Lebensmittelkonzerne wie Nestle und Unilever hat eine hochgradige Abhängigkeit der bäuerlichen Landwirtschaft von diesen Konzernen hervorgerufen und zugleich Hunger und Unterernährung im globalen Süden zugespitzt.
In den letzten Jahren gibt es eine Orientierung auf „Energiepflanzen“. Auf riesigen Flächen werden die Rohstoffe für die Agrofuels angebaut. In den USA ist das besonders Mais, in Südamerika Zuckerrrohr und Gensoja, in Indonesien Palmöl und in Europa Raps. Der industrielle Anbau auf Monokulturen beschleunigt die Vergiftung der Böden und des Grundwassers. Die CO2- Bilanz der industriellen Herstellung von Biodiesel durch Agrofuels ist vernichtend. Es wird bei den meisten Rohstoffen sogar mehr CO2 als bei der herkömmlichen Ölgewinnung produziert. Die Orientierung auf Agrofuels hat zu einer Verknappung der Lebensmittel geführt und hat dadurch maßgeblich die enorme weltweite Verteuerung der Lebensmittel zu verantworten.
Im Hamburger Hafen steht die weltweit größte Agrodieselanlage. Diese wird betrieben von dem zweitgrößten Agrarhandelskonzern der Welt: Archer Daniels Midland (ADM). Hier wird Gensoja aus Südamerika und Palmöl von den gerodeten Urwaldflächen Indonesiens für die deutschen Autos verarbeitet.
ADM ist außerdem maßgeblich am Raubbau-Konzern Wilmar beteiligt. Wilmar betreibt in Indonesien Palmölplantagen mit einer Gesamtfläche von mehr als 200 000 Hektar. UmweltschützerInnen überführten den Konzern im Juli 2007 der illegalen Brandrodung in Indonesien. ADM weigert sich bislang, auf Kahlschläge im Regenwald und auf die Vertreibung der indigenen Bevölkerung zu verzichten. Jährlich werden in der Raffinerie in Hamburg 350.000 Tonnen Palmöl verarbeitet.
Am 19. August werden wir Agrodieselanlage von ADM im Hamburger Hafen blockieren. Eine Demonstration wird von zwei Startpunkten aus direkt zur Agrodieselanlage führen. Die RadfahrerInnen fahren vom Hamburger Hauptbahnhof (Start 11 Uhr)durch die Innenstadt an mehreren Firmenzentralen vorbei und dann durch den St. Pauli Elbtunnel, während die FußgängerInnen durch Hamburg-Wilhelmsburg laufen (Start 11:30 Uhr, Neuhöfer Str., Bus 13 ab S-Bahnhof Veddel Richtung Kirchdorf bis Haltestelle Veringstr.). Kurz vor der ADM-Anlage in der Nippoldstr. werden sich dann beide Demonstrationszüge vereinen. Es gibt viele weitere mögliche Orte im Hafen und im ganzen Hamburger Stadtgebiet, die sich für weitere dezentrale Aktionen anbieten.
Die Wiederherstellung der „Ernährungssouveränität“ für alle BäuerInnen ist nicht ohne die Abschaffung der industriellen Landwirtschaft zu haben. Nur eine grundlegende Landreform und eine radikale Umgestaltung der Anbauweise in Richtung einer klimaschonenden und ökologischen Landwirtschaft kann den Welthunger beseitigen und die durch den Klimawandel hervorgerufenen sozialen Verwerfungen minimieren.
Letztendlich stellt sich die Notwendigkeit einer grundlegenden Umstrukturierung der Ökonomie und der Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land und eine Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise.
Aktionsnetzwerk Globale Landwirtschaft